für Ihren Artikel «Was sage ich meinen Enkeln?» bin ich sehr dankbar: denn ich fühle mich manchmal etwas einsam mit meinen Ermahnungen. Als «Sippenälteste», aber beruflich noch in der Praxis tätig, müsste es bei mir eher lauten: «Wie sagen die alle es mir, der Mutter, Schwiegermutter, Tante oder Oma?» Ich bin die, die ökologisch Dampf aufsetzt und die Schraube anzieht, während mein ganzes, junges Umfeld und die ganze Familie weiterwurstelt wie eh und je. Irgendwie habe ich schon lange resigniert. Aber nun kommen Sie! Danke!!!
Bereits vor 50 Jahren fing ich an zu ahnen, wohin das führt. Darauf flog ich in meinem ganzen Leben nur etwa fünf Mal, als junge Frau, und dann noch zur Diplomfeier meiner Tochter an einer Uni in New York. Sonst nie. In private Autos steige ich kaum und brüskiere damit mein Umfeld durchaus absichtlich. Im Winter gibt es bei mir 12–15 Grad. Ich friere aber nie. Zum Bücherlesen 15–17 Grad, im Therapieraum 17–19 Grad. Die Patienten sind angehalten, einen Pullover anzuziehen. Ich erkläre ihnen, weshalb. Und weshalb ich seit 30 Jahren mit Stückholz und nur gerade so viel heize. Der Parkplatz wurde 1993 «entparkplatzt» und aufgeforstet (durch mich mit dem Pickel und anschliessend etwas Physiotherapie). Natürlich flicke ich in der Freizeit altes Zeug wie Möbel, Kleider, Socken und auch Drucker (im Internet kann man lernen, wie das funktioniert). Ökologie ist deshalb eigentlich ein Fulltime-Job. Es bleibt gar keine Zeit für Netflix oder fürs Reisen.
Erst in den letzten Monaten merke ich, dass ich da während Jahrzenten eine veritable Öko-Identität aufgebaut habe.
Empfehlenswert als Lektüre ist noch von Thomas Metzinger: Bewusstseinskultur. 2023 erschienen. Pessimistisch. Noch mehr als Sie. Und Hardcore-Atheist. Ich nicht. Ich glaube noch an den lieben Gott und an Wunder.
Rosmarie Köhler, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Zürich
