In memoriam Bruno Egloff (1930-2021)

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Édition
2022/19
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2022.20736
Bull Med Suisses. 2022;103(19):626

Publié le 10.05.2022

Professor Dr. med. Bruno Egloff, früherer Chefarzt des Instituts für Pathologie am Kantonsspital Winterthur, ist am 8. Dezember 2021 kurz vor seinem 92. Geburtstag verstorben. Das Kantonsspital Winterthur, dem er während vieler Jahre als Vorsitzender des Chefärztegremiums diente, und die Schweizer Pathologie haben eine prägende Persönlichkeit verloren.
Unser ehemaliger Chef, Lehrer und Freund kam 1930 in Neu-St. Johann im oberen ­Toggenburg zur Welt. Nach der Matura in St. Gallen studierte er Medizin in Zürich, Genf und Wien.
Im Herbst 1956 trat er seine erste Weiterbildungsstelle im Spital Wattwil an, mit dem Ziel, Allgemeinmediziner zu werden. Wie oft am Anfang einer Medizinerlaufbahn, änderten sich seine Interessen mit der Zeit, und Bruno suchte, wie er selbst sagte, «einen Platz in einem Fach, das etwas näher an den Grundlagen der Medizin liegt». Darum trat er im Sommer 1959 am neuen Institut für Pathologie des Kantonsspitals Winterthur eine Assistentenstelle bei Prof. Hedinger an. Dieser förderte Brunos in Wattwil, im Kropf-Endemiegebiet, gewecktes Interesse an Schilddrüsenerkrankungen mit einer Dissertation über Schilddrüsentumore. Mit dem allgemeinmedizinischen Wissen aus der damals noch ausgedehnten Autopsietätigkeit machte sich Bruno dann an der Inneren Klinik am Kantonsspital Winterthur unter Prof. Wuhrmann auf den Weg zum Internisten. Ein Angebot Prof. Hedingers für eine Oberarztstelle in der Pathologie, das er annahm, bestimmte dann aber seine weitere Laufbahn zum Pathologen. Die Vertiefung der Weiterbildung zum Pathologen erfuhr Bruno bei Prof. Uehlinger am Zürcher Universitätsinstitut, von wo er 1966 zum Nachfolger von Prof. Hedinger als Chefarzt in Winterthur gewählt wurde.
Trotz der Belastung durch die Institutsleitung konnte er seine wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der Schilddrüsenpathologie weiterführen und sich mit einer Arbeit über das Hämangioendotheliom der Schilddrüse habilitieren. Daraus ergaben sich unter anderem die Mitwirkung in einem Arbeitsgremium der Welt­gesundheitsorganisation zur Klassifikation der Schilddrüsentumore und nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl die Beteiligung an der Diagnostik und Erfassung der in der Region neu aufgetretenen kindlichen Schilddrüsentumore.
Bruno Egloff hat die Fortschritte im Fach Pathologie aufmerksam verfolgt und die wesentlichen Entwicklungen im Institut nutzbringend eingeführt und angewendet. Dies bedeutete permanente Anpassungen im technisch-methodischen und baulichen Bereich, aber auch in personeller Hinsicht. All das meisterte Bruno in seiner ruhigen und bedächtigen Art so, dass das Institut den Anforderungen vonseiten der Klinikerinnen und Kliniker immer auf hohem Niveau gewachsen war. Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 1995 war er jederzeit bereit, bei Bedarf in der Diagnostik einzuspringen.
Bruno war aber nicht nur ein kompetenter Diagnostiker, sondern auch ein exzellenter und geduldiger Lehrer. Er motivierte und begeisterte durch seine Freude an der Morphologie und an den Fragestellungen zur Pathogenese und den klinisch-pathologischen Korrelationen seine Assistentinnen und Assistenten, deren Ausbildung er tatkräftig und mit viel persönlichem Engagement und Zeitaufwand unterstützte. In einem Klima des Vertrauens wurde Wissen und damit verbunden auch Verantwortung weitergegeben und Eigenständigkeit gefördert. Er war im Beruf und privat ein ebenso scharfsinniges wie auch humorvolles Gegenüber, ein guter Zuhörer und Ratgeber.
Bruno war weit über die Pathologie hinaus sehr belesen und interessiert und gab sein Wissen und seine Erfahrung auch dort weiter, ganz besonders in Fragen der Botanik des Obertoggenburgs, seiner Heimat, der er zeitlebens eng verbunden blieb.
Seinen Vertrauensvorschuss zu verdienen und zu rechtfertigen war für uns stete Motivation. Wir werden ihn dankbar in Erinnerung behalten als Persönlichkeit, die unseren Werdegang während der Facharztweiterbildung und auch noch auf unserem späteren beruflichen Weg entscheidend geprägt und begleitet hat. Er war und blieb uns ein Vorbild als kollegial und freundschaftlich gesinnter Vorgesetzter.
Dr. med. Renata Flury-Frei, ehemals Kantonsspital Winterthur
Prof. Dr. med. Robert Maurer, ehemals Stadtspital Triemli, Zürich
Prof. Dr. med. Karlheinz Wurster, ehemals Städtisches Krankenhaus München-Schwabing