Balintarbeit fördert Empathie und damit Kunst in der Medizin

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/37
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20149
Bull Med Suisses. 2021;102(37):1202

Publié le 15.09.2021

Balintarbeit fördert Empathie und damit Kunst in der Medizin

Ich gehe mit Prof. Adler völlig einig, dass zur Medizin neben der Wissenschaft auch Kunst gehört. Patient*innen sind nun mal keine ­normierten, seelenlosen Produkte wie Autos oder Schrauben und sie haben nicht nur einen Körper, dessen Funktionen man messen kann, sondern auch eine Seele oder Psyche. Um nicht nur eine Krankheit zu behandeln, sondern dem Menschen, der die Krankheit hat, zu helfen, muss die Patient*in ihrer Einheit von Leib und Seele angesprochen werden.
Eine gute Möglichkeit zu einer «Gesamtdia­gnose», die neben Anamnese, Untersuchungsbefunden, Labor, Bildgebung etc. auch das ­erfasst, was die Patient*in in der Ärzt*in an Gefühlen, Phantasien, Ideen, körperlichen Wahrnehmungen etc. auslöst, bietet die Teilnahme an einer Balintgruppe. Dort stellt eine Ärzt*in eine Patient*in in einem freien Vortrag vor und die Gruppenmitglieder achten darauf, was die Vorstellung in ihnen anklingen lässt. Die Gruppenarbeit ermöglicht es, die Patien*in als Person mit ihren vielfältigen Facetten zu verstehen und ihr somit besser gerecht zu werden, als wenn wir nur «die chronische Polyarthritis» oder «den COVID-Fall» sehen.
Balintarbeit wird in fortlaufenden Gruppen oder an Tagungen angeboten. Informationen darüber finden sich unter www.balint.ch