Critiques de livres

Horizonte
Édition
2021/35
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20006
Bull Med Suisses. 2021;102(35):1150-1151

Publié le 31.08.2021

Vaincre l’injustice climatique et sociale

Naomi Klein, Rebecca Stefoff
Paris: Actes Sud; 2021
Essai ­
Naomi Klein est une journaliste canadienne, professeure à l’Université Rutgers, dont les ouvrages sur le dérèglement climatique et ses conséquences ont retenu l’attention (Tout peut changer, 2015; Plan B pour la planète, 2019). Dans ce dernier livre, elle s’adresse aux jeunes générations, présentant de manière très accessible, avec de nombreux exemples, les enjeux auxquels elles – et nous tous – sont confrontées. Elle s’est associée pour cela à une auteure de livres pour la jeunesse.
Elle décrit les éléments principaux du problème, y compris leurs dimensions sociales, comment nous en sommes arrivés là et résume les efforts entrepris pour le résoudre, ou au moins le réduire. L’auteure rappelle l’engagement des jeunes de plusieurs pays pour sensibiliser à l’urgence et à la nécessité de concrétiser les décisions de la COP21 de Paris: «Nous sommes actuellement, en tant que société, incompatibles avec le long terme. Tous les faits sont connus, rien ne nous empêche d’avancer. Rien sinon nous-mêmes […] Mais il faudrait accepter d’attaquer frontalement la doxa économique.»
L’ouvrage aborde aussi l’éco-piraterie, notamment à l’endroit de populations autochtones, ainsi que la géo-ingénierie, à savoir les pro­positions techniques qui veulent mitiger le ­réchauffement par des actions à très large échelle au niveau planétaire, susceptibles de créer d’autres déséquilibres. Naomi Klein se fait l’avocate d’un changement majeur de notre façon de vivre, clamant que c’est l’«occasion de créer un monde plus juste pour tous, et plus sain pour toutes les espèces vivantes».
Selon elle, de nouveaux récits peuvent aider le changement: «Nous avons aussi besoin ­d’espoir, de belles histoires. L’art doit nous ­aider à construire l’avenir.» Dans la postface, l’auteure avertit des leçons à tirer de la pandémie du Covid-19: «Après un tel choc, un retour en arrière est impossible.»
Dr méd. Jean Martin, 
membre de la rédaction
jean.martin[at]saez.ch

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Joachim Meyerhoff
Köln: Kiepenheuer & Witsch; 2021
Roman
Dieser Bub schläft am besten, wenn er die ­«Irren» schreien hört: In Joachim Meyerhoffs Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war wächst der junge Protagonist auf dem Gelände der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig auf, wo sein Vater Psychiatriedirektor ist. Er feiert mit den Bewohnern Geburtstag und spielt mit ihnen, verheimlicht der ­Leserschaft aber auch nicht, wie er und seine Brüder sie knallhart nennen: «Idioten, Irre oder Verrückte. Aber auch die Dödies, die ­Blödies, die Tossen, Spaddel, Spackos oder Spasties.»
Auch den ganzen normalen Wahnsinn innerhalb der Familie lässt der Autor nicht aus. Er erzählt von den Sticheleien der Brüder, den Affären des Vaters – und vom Tod. Es ist kaum möglich, das Buch im Zug oder an anderen ­öffentlichen Orten zu lesen, ohne immer wieder laut lachen oder sogar weinen zu müssen. Tragik und Komödie gehen in dem autobiografischen Roman des preisgekrönten Autors ebenso Hand in Hand wie Wahrheit und Fiktion. Das Buch ist Teil 2 der fünfteiligen Serie Alle Toten fliegen hoch, in der Meyerhoff seine Familiengeschichte verarbeitet. In den wei­teren Teilen begleiten die Leserinnen und ­Leser den heranwachsenden Joachim ins ­Austauschjahr nach Amerika, auf die Schauspielschule, zu den trinkfesten Grosseltern und in scheiternde Liebesbeziehungen. Jeder einzelne Roman punktet durch Sprachgewalt, Witz und eine Extraportion Tragik.
Eva Mell,
Managing Editor SÄZ
eva.mell[at]emh.ch

Mit ADHS erfolgreich im Beruf – 
So wandeln Sie ­vermeintliche Schwächen in Stärken um

Heiner Lachemeier
Berlin: Springer; 2021
Sachbuch
Heiner Lachenmeier gliedert sein Buch in kurze Unterkapitel und schiebt Fallgeschichten und Zugaben ein, so dass auch jemand mit einer reduzierten Aufmerksamkeitsspanne sich das Werk häppchenweise zu Gemüte führen kann. Er beschreibt plastisch, wie er in der Antwort einer Fachzeitschrift auf seinen eingereichten Beitrag Major changes have to be made das anfängliche Wort «No» übersieht, und ihm gelingen einprägsame Wortschöpfungen wie die «absolutistisch-­idealistische Phase der Adoleszenz».
Als un­orthodoxes Mittel zur Bewältigung ungeliebter Versicherungsanfragen stellt der Autor folgende Selbstanweisung vor: den Anfragenstapel genau dann zu beantworten, wenn er eine Höhe von zehn Zentimetern erreicht hat. Die Leistungsfähigkeit von Menschen mit ADHS unter Stress erklärt er mit einer Analogie über den Renn­motor aus der Formel 1, der bei langsamen Drehzahlen abstirbt, aber unter Belastung ­höher drehen kann als der von Alltagsautomobilen. Mehrfach weist Lachenmeier darauf hin, dass der krankheitsorientierte Begriff ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyper­aktivitätsstörung) mit UMIF (Un­usual Management of Informations and Functions) besser benannt wäre.
Dr. med. Tim Klose, Zürich
tim.klose[at]hin.ch

Südafrika, Namibia, Mürren, Monte­negro − Der Schaffhauser Arzt Hermann Peyer (1874–1923)

Hans Berger-Peyer
Zürich: Chronos; 2021
Biografie
Als junger Arzt die Welt entdecken – kurz nach dem Medizinstudium in Zürich verlässt der Schaffhauser Hermann Peyer 1901 die Schweiz und reist nach Südafrika, um in einer Arztpraxis mitzuarbeiten. So kann er zwar die zerrüttete Beziehung zu seinem Vater hinter sich lassen, gerät allerdings mitten in den Burenkrieg und später als Eisenbahnarzt in den Deutsch-Namibischen Krieg. 1912 ist er mit dem Roten Kreuz beim Ersten Balkankrieg mit dabei, und bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er zum Chef des Militärsanitätswesens in Montenegro ernannt. Erst 1915 kehrt er nach Schaffhausen zurück.
Der Historiker Hans Berger-Peyer hat das Leben von Hermann Peyer, dem Grossvater ­seiner Ehefrau, aufgezeichnet. Chronologisch und sehr nah am Quellenmaterial beschreibt er Peyers Lebensstationen und ergänzt sie mit Hintergrundinformationen zum historischen Kontext. Die Biographie veranschaulicht, wie junge Schweizer das imperialistische «Abenteuer» der westlichen Grossmächte als Karrieresprungbrett nutzen konnten, und leistet so einen Beitrag zu aktuellen Debatten um die Verstrickung der Schweiz in den Kolonialismus.
Rahel Gutmann,
Junior Redaktorin SÄZ
rahel.gutmann[at]emh.ch