Überrissene Medikamentenpreise: was tun?

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/41
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.19256
Bull Med Suisses. 2020;101(41):1307-1308

Publié le 07.10.2020

Überrissene Medikamentenpreise: was tun?

Die Kollegen Barben und Cerny haben unlängst in dieser Zeitschrift [1] auf eindrückliche Weise dargestellt, wie die Situation der Medikamentenpreise und Pharmagewinne sogar in den reichsten Volkswirtschaften spätestens seit der Corona-Krise nicht mehr haltbar ist.
Schon vor ein paar Jahren habe ich in einem ausführlichen Artikel detailliert die Entwicklung der Krebsmedikamentenpreise beschrieben [2], die in den letzten 20–25 Jahren fast ­50-mal teurer geworden sind. So liegen die Kosten für neue Krebsmedikamente zurzeit etwa bei 12 000 Franken, gelegentlich sogar in der Grössenordnung von 15 000 Franken pro Monat. In vielen Studien wurde bewiesen, dass diese Preise in keinem Verhältnis weder zu den Produktionskosten noch zu ihrer Wirksamkeit stehen. Kürzlich wurde auch nachgewiesen, dass etwa zwei Drittel aller Krebsmedikamente, die in den letzten 15 Jahren zugelassen worden sind, im Vergleich zu früheren Krebsmedikamenten nur marginal wirksamer sind, wenn überhaupt [3]. Der Richtpreis für neue Medikamente wird in den USA festgelegt, wo die republikanischen Präsidenten alle Gesetze ausser Kraft gesetzt haben, die dem Staat eine Möglichkeit einräumten, den Richtpreis zu kontrollieren. Gegen diese Medikamentenpreise anzukämpfen, die der Pharmaindus­trie Gewinnmargen erlauben, von denen andere Industriezweige nur träumen können, ist äusserst schwierig, aber nicht unmöglich. Natio­nal gibt es die Möglichkeit, mit Zwangs­lizenzen den Gebrauch von Generika zu erwirken, selbst wenn das Patent noch gültig ist. International sollte man grossen Druck ausüben, damit endlich Transparenz über die Entwicklungs- und Produktionskosten der neuen Medikamente geschaffen wird. Aus gut unterrichteter Quelle erfährt man aber, dass unser Land zu denjenigen gehört, die jede entschiedene Offensive der WHO in diese Richtung weitgehend bremsen. Es ist deswegen an der Zeit, dass wir unseren Bundesrat diesbezüglich unter Druck setzen.