Schluss mit dem Corona-Theater (avec réplique)

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/2930
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.19068
Bull Med Suisses. 2020;101(2930):895-896

Publié le 14.07.2020

Schluss mit dem Corona-Theater (mit Replik)

Wenn ich die heutige Zeit unter dem Corona-Regime des Bundesrates, welches in die persönlichsten Lebensbereiche eingreift, und die verängstigt kooperierende Bevölkerung betrachte, dann fühle ich mich fast in einer ­irrealen Welt, einem Traum.
Das Killer-Virus, welches uns im März angekündigt wurde, hat sich als sehr viel harm­loser entpuppt, als uns WHO und Regierung damals Glauben machen wollten. Laut der besten Evidenz (Ioannidis, Streeck) liegt die Letalität von COVID-19 bei durchschnittlich circa 0,2% und damit im Bereich einer starken Influenza. Zudem ist das Sterberisiko für die Allgemeinbevölkerung im Schul- und Arbeitsalter marginal, weshalb ich mich frage, war­um diesem Virus immer noch eine solche Bedeutung beigemessen wird bzw. die gesamte Bevölkerung auch heute noch ohne ­absehbares Ende mit Schutzmassnahmen drangsaliert wird.
Die Notwendigkeit des Lockdowns habe ich von Beginn weg kritisch gesehen, vor allem deshalb, da der Reproduktionsfaktor bereits vor dem Lockdown rasch gegen 1 fiel, womit unabhängig der getroffenen Massnahmen zwangsläufig ein Rückgang der Fallzahlen zu erwarten war. Auch die restlichen Auflagen wie Handhygiene, Abstandsregeln, Maskentragen etc. bleiben in ihrer Bedeutung umstritten, da gemäss einer WHO-Analyse zu Massnahmen gegen Grippe-Pandemien von 2019 die Evidenz dafür fehlt. Es ist klar, dass Bundesrat und Fachleute der Taskforce hier den Schlüssel zum Erfolg der Bewältigung der Pandemie sehen, viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Pandemie einfach einen gesetzmässigen Verlauf genommen hat und jetzt abklingt, weshalb ich auch nicht nachvollziehen kann, warum wir jetzt vor einer zweiten Welle Angst haben sollen.
Sehr real sind dagegen die Kollateralschäden dieser Massnahmen. Diese umfassen Arbeitslosigkeit, Suizide, Depressionen, Gewalt in der Familie, Vereinsamung und Ausgrenzung ­alter Menschen, Todesfälle durch aufgeschobene Operationen oder unterlassene Behandlungen, Milliardenschäden in der Wirtschaft, Konkurse, Verdoppelung der Staatsschulden (welche spätere Generationen abtragen dürfen) – die Liste liesse sich weiter fortsetzen.
Was mich aber als Schweizer Bürger am meisten bedrückt, ist das, was in unserem Land in den letzten Monaten abgelaufen ist: Die medial geschürte Massenhysterie, die Willkür der politischen Entscheidungen, die massive Einschränkung der Grundrechte, begleitet von entsprechenden polizeilichen Repres­sions­massnahmen, die Zensur der Meinungsfreiheit (kritische Stimmen auf YouTube ­werden gelöscht), die Gleichschaltung der ­Medien, welche als unkritisches Sprachrohr der Regierung fungierten, die Diffamierung Andersdenkender, die masslose Umverteilungs- und Schuldenwirtschaft unseres willfährigen Parlaments und zuletzt das Denun­ziantentum in der Bevölkerung.
Ein Virus und das Pandemiegesetz genügten, um einem 7er Gremium die Möglichkeit zu ­geben, über Nacht eine Gesundheitsdiktatur zu errichten, welche einem Land wie der Schweiz unwürdig ist. Statt auf die Eigenverantwortung der Bürger zu setzen wie in Schweden, wählte unser Bundesrat den Weg der Entmündigung, der polizeilichen Über­wachung und des Zwangs. Hier wird es noch viel aufzuarbeiten geben, damit sich ein solches Debakel nie mehr wiederholt, denn das nächste Virus kommt bestimmt.
Es gibt aus meiner Sicht schon seit Wochen keine Berechtigung mehr, dieses Corona-­Theater aufrechtzuerhalten, die Pandemie ist vorbei, und selbst die gelockerten Massnahmen lassen sich nicht weiter rechtfer­tigen.

Replik auf: Schluss mit dem Corona-Theater

Im Rahmen des Epidemiengesetzes kommt weder der Ärzteverbindung FMH noch den kantonalen Ärztegesellschaften eine Rolle zu. Es bestehen aber auf individueller Ebene fürden Arzt respektive die Ärztin Mitwirkungs- und Meldepflichten. Vonseiten der FMH ­stehen wir in Kontakt einerseits mit den Bundesbehörden und andererseits mit den Ärztegesellschaften. Wir sind stetig daran, nach bestem Wissen die jeweils aktuellen Informationsbedürfnisse der Ärzteschaft abzudecken. Auf nationaler Behördenebene wurde häufig unsere Unterstützung nachgefragt. Hier gilt es sicher, im Nachgang zur Pandemie die ­ganzen Abläufe und Massnahmen kritisch zu beurteilen und Verbesserungsmöglichkeiten vorzuschlagen. Bezüglich COVID-19 befinden wir uns alle, Experten eingeschlossen, weiterhin noch in einer Phase des Lernens. Die Notwendigkeit zu entscheiden reicht deshalb auch bei COVID-19 weiter als die Möglichkeit zu erkennen. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass auch innerhalb der Ärzteschaft und ­unter Experten unterschiedliche Meinungen bestehen. In diesem Sinne publiziert die SÄZ unter anderem Meinungen, die wir aus fach­licher Sicht nicht unbedingt teilen. Als Beispiel: Es sollte als Beurteilungskriterium für die Massnahmen im Rahmen der COVID-19- Pandemie primär die Krankheitslast und nicht die Mortalität gewählt werden. Folglich ist zu beachten, dass das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen in unserem Land wesentlich ­tiefer liegt als das Durchschnittsalter der an COVID-19 verstorbenen Patientinnen und Patienten. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Replik finden sich viele Hinweise, die gerade nicht, wie vom Schreiber des Briefes sug­geriert, auf ein Abklingen der Pandemie hinweisen, weder national noch international.