Unterversorgung in der Psychosomatik der Region Bern

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/2122
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.18946
Bull Med Suisses. 2020;101(2122):690

Publié le 20.05.2020

Unterversorgung in der Psycho­somatik der Region Bern

Haben Sie neben der allgegenwärtigen Corona-Berichterstattung mitbekommen, dass die Psychosomatische Abteilung der Privatklinik Wyss am Lindenhofspital Bern (PSOMA) auf Mitte Juli 2020 wegen Kündigung des Mietvertrags geschlossen wird? Dieser mutmasslich ökonomisch motivierte Entwicklungsschritt der Lindenhofgruppe steht gesundheitspolitischen Überlegungen diametral entgegen. Für Menschen mit psychosomatischen Leiden (z.B. Schmerz- und Stresserkrankungen sowie Essstörungen) bedeutet dies eine Katastrophe!
Bereits heute ist die Situation für psychosomatische Therapien im Raum Bern besorgniserregend: Im Inselspital besteht aufgrund der Nachfrage eine oft monatelange Wartefrist für stationäre psychosomatische Behandlungen, ebenso für ambulante Abklärungen. Alternativ konnten bisher psychosomatische Pa­tientinnen und Patienten ins Lindenhofspital überwiesen werden, was durch die Schlies­sung wegfallen wird.
Der Druck aufs Inselspital wird markant steigen. Hier bestehen seit mehr als 40 Jahren gewachse­ne Strukturen eines Kompetenz­bereiches für Psychosomatische Medizin mit einem engagierten Team, medizinischem Know-how auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und mit modernen Abklärungs- und Therapieangeboten. Die Abteilung erbringt zudem zunehmend nachgefragte Querschnittsleistungen fürs Inselspital (interdisziplinäre Sprechstunden, Konsiliar- und Liaisondienste). Nebenbei ist der Betrieb nach grossen Anstrengungen heute ökonomisch selbsttragend.
Als Mitbetreuende von psychosomatisch Leidenden und als Zuweisende finden wir, dass nun dringend die Versorgungsstrukturen der Psychosomatik in der Region Bern aufgestockt werden müssen, damit diese auch in Zukunft ihrem wichtigen Versorgungsauftrag nachkommen kann.