Weg mit den Alten
Vor wenigen Tagen wurde an der Panikschraube bezüglich Coronavirus noch eine Umdrehung weiter gedreht: Wer älter als 65 Jahre ist, darf, da zur besonders gefährdeten Gruppe gehörend, das Haus nicht mehr verlassen, nicht einmal mehr einkaufen gehen.
Welche Fürsorglichkeit. Honi soit qui mal y pense.
Seit Jahren und Jahrzehnten wird am Gesundheitssektor gespart. Wird privatisiert und primär nach ökonomischen Gesichtspunkten entschieden und strukturiert. Und nun fehlen die Intensiv- und Beatmungsbetten, im Tessin, wo der Schreiber wohnt, wie anderswo, aber hier vielleicht mehr. Was also wie eine besondere Fürsorglichkeit gegen eine identifizierte (fraglich nach den Statistiken) Risikgruppe, eben unsere lieben Alten, daherkommt, ist der geschickt/schlecht vertuschte Versuch, die benötigten Intensivplätze im Falle des zu erwartenden Ansturmes den Jüngeren vorzubehalten, damit die Triage auf Leben und Tod – wem? – erspart bleibt.
Bis anhin waren die Alten eine wohlfeile Reserve für Kinderbetreuung, Haushalt, Hilfe jeder Art bei den im Stress stehenden jungen Familien. Sie haben ihr Leben lang ihre Rentenbeiträge bezahlt. Aber nun sollen sie gefälligst zurückstehen, um den für die Ökonomie wertvolleren Jüngeren den Sauerstoff zu überlassen.
Auch wenn hinter den wohlfeilen Worten Rücksicht zu stehen scheint – in Wirklichkeit ist es nichts als eine brutale Umverteilung der Ressourcen.
Eine Schande der politischen Kaste, die das beschliesst. Wieso wehren sich die Kollegen nicht, zumal die älteren?
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