Wie rückt der Patient wieder ins Zentrum?

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/06
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.18623
Bull Med Suisses. 2020;101(06):172

Publié le 04.02.2020

Wie rückt der Patient wieder ins Zentrum?

Englisch scheint sogar im Vorwort unserer Zeitung immer häufiger Mode zu werden. Zu diesem Zitat sagt FMH-Vizepräsident Matter im Editorial anfangs viel Richtiges: Die Überalterung und damit die polymorbiden Patienten nehmen zu. Trotz guten Innovationen und viel Forschung wird das Gesundheits­wesen immer mehr belastet und teurer. Er fordert eine umfassende Reform desselben. Der Patient müsse wieder im Mittelpunkt stehen, was wir Ärzte sehr begrüssen. Danach folgt aber der Bruch. Das «elektronische Patienten-Dossier» soll die Lösung aller Probleme sein, weil es alles koordiniert, weil es die Daten mit Milliarden anderer Daten abgleicht und die Medizin verbilligt. Niemand hat etwas dagegen, die Krankengeschichte elektronisch zu führen. Aber ein Arzt, der nur noch herumsurft und abgleicht, ist nicht der Heiler und menschliche Beistand, der den ganzheit­lichen Patienten im Vordergrund sieht und betreut. Dr. Reinhold Streit, ehemaliger ­Präsident der Bernischen Ärzte-Gesellschaft schrieb einmal: «Trotz oder gerade im Zeit­alter des Internets, der Informationsüber­flutung von Patienten und Ärzten, müssen wir ganz wesentlich auch Dolmetscher sein». Dazu gehört auch heute noch, dass der Arzt sowohl einen grossen Rucksack an Wissen mitbringt, als auch Freund des Patienten und Künstler ist. Der Computer droht immer mehr zum Dominator zu werden, statt Hilfsmittel zu sein.