In memoriam Bruno Vogt (1927–2019)

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Édition
2020/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.18536
Bull Med Suisses. 2020;101(03):49

Publié le 15.01.2020

Prof. Dr. Bruno Vogt, Titularprofessor für Chirurgie, ist am 31. Oktober 2019 im Alter von 92 Jahren verstorben. Er war ein brillanter Chirurg mit Spezialgebiet Gefässchirurgie. Für seine Schüler war er ein charismatischer und prägender Lehrer.

Ausbildung in der Schweiz und den USA

Bruno Vogt wurde am 4. August 1927 in Zürich geboren und studierte Medizin an den Universitäten Fribourg, Paris und Zürich, wo er 1952 das Staatsexamen absolvierte und ein Jahr später promovierte. Von 1954 bis 1957 war er Assistenzarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik Zürich und am Bürgerspital Solothurn, wo er im Jahre 1958 zum Oberarzt befördert wurde. Von seinem dort tägigen, hochgeschätzten Chef und Lehrer Professor Buff erhielt er eine ausserordentlich breite und fundierte Ausbildung in der Allgemeinchirurgie.
Ab 1961 nahm Bruno Vogt seine Tätigkeit als Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Universitätsspitals Zürich auf. In dieser Zeit hat er sich mit der Gefässchirurgie befasst und eine gefässchirurgische Abteilung aufgebaut. Anschliessend war er Oberarzt unter dem bekannten Herzchirurgen Professor Åke Senning. Im Frühjahr 1964 wurde Bruno Vogt mit der Arbeit «Rekonstruktive Gefässchirurgie» an der Universität Zürich habilitiert und erhielt die Venia legendi. Die weitere Ausbildung führte ihn in die Vereinigten Staaten, wo er in bekannten Zentren wie der Mayo-Klinik, Harvard-Klinik und dem Massachusetts General Hospital hospitierte. Professor DeBakey, der Vorsteher der damals grössten Gefässchirurgie der USA in Houston/Texas war hierbei prägend für seine weitere Tätigkeit in der Gefässchirurgie.
Im September 1966 debütierte Bruno Vogt als Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Luzerner Kantonsspitals. Bereits im ersten Amtsjahr replantierte er einen vollständig abgetrennten Arm eines 16-jährigen Jugend­lichen, womit er europaweit grosses Aufsehen erregte. 1971 wurde Bruno Vogt von der Universität Zürich zum Titularprofessor ernannt.

Ziehvater, Mentor und Ratgeber

Seine Chirurgenschule, schweizweit bekannt, war hart und unerbittlich. Für viele seiner Schüler beinahe ein 24/7-Job. Doch dank chirurgischer Brillanz und Charisma strahlte Bruno Vogt ein hohes Mass an Respekt aus, so dass wir alle stolz waren, seine Schule durchzustehen und für ihn arbeiten zu dürfen. Für viele von uns war Bruno Vogt chirurgischer Ziehvater, Mentor und Ratgeber in fachlichen wie privaten Fragen.
Bruno Vogt liess sich nicht von Trends, die nicht überzeugten, umbiegen. Er verfolgte stets das Bewährte, dem er vertraute, und hatte Erfolg damit. Das heisst nicht, dass er Innovation verhinderte. Wenn ihn eine Technik überzeugte, war diese in kürzester Zeit eta­bliert. So war er einer der Ersten, die in Luzern die laparoskopische Chirurgie einführen liessen. Sein Credo verlangte nach maximalen medizinischen Leistungen, und diesem Credo lebten seine Schüler nach.
Wichtig war ihm vor allem die Erhaltung der Allgemeinchirurgie. Er operierte im Bauch ebenso gut wie in seiner Spezialität, der Gefässchirurgie. Diesem Vorbild hatten seine Schüler nachzuleben. Mit dem Resultat, das viele später Chefärzte von grossen allgemeinchirurgischen Kliniken in der Schweiz wurden und Erfolg hatten.
Auch bei seinen Patienten war Bruno Vogt sehr beliebt. Die Art und Weise, wie er mit ihnen umging, war eindrücklich. Er vermittelte Sicherheit, Vertrauen und Kompetenz.

Gern gesehener Gast

Bruno Vogt war nicht nur ein hervorragender Chirurg, er hatte ein ebenso grosses Wissen über Pferde und die Fliegerei. Er war ein interessanter Gesprächspartner, wurde allseits bewundert, konnte die Menschen schnell für sich einnehmen und war auch nach der Pensionierung bis ins hohe Alter ein gern gesehener Gast.
Mit grosser Resistenz hat er alle Höhen und Tiefen seines Lebens gemeistert, so auch die schweren, letzten drei Jahre seiner Krankheit, als er sich zunehmend zurückziehen musste. Wir alle werden Bruno Vogt in Erinnerung behalten. Er war einer der Grossen seiner Zeit.
Prof. Dr. med. Markus von Flüe
Chefarzt Viszeralchirurgie
Clarunis-universitäres Bauchzentrum Basel
Dr. med. Pascale Vogt
Stauffacherstrasse 99
CH-8004 Zürich