Ist es wirklich eine Lappalie?

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/44
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.18342
Bull Med Suisses. 2019;100(44):1457

Publié le 29.10.2019

Ist es wirklich eine Lappalie?

Mir scheint, Herr Kollege Jakob hat nicht verstanden, um was es geht. Viele Jahre lang habe ich mich als Frau in Berichten, Zeitungen, Zeitschriften und fachlichen Publikationen selten angesprochen gefühlt. Es gab fast nur Männer.
Auch wurde ich meist als Herr Dr. Katrin ... angeschrieben.
In den letzten 10 Jahren hat sich das geändert und plötzlich stelle ich fest, dass auch ich als Frau gemeint bin. Ich fühle mich einbezogen. Das gibt mir ein Gefühl, das sich kaum beschreiben lässt und das im schönen Artikel von E. Taverna deutlich unterstützt wird.
Es gibt immer noch genug Ausnahmen, die unerklärlich und lächerlich sind:
– … die Schweizer gehen nach Russland, um sich Frauen zu suchen (Radio SRF 1 vor ­wenigen Monaten. Es ging um Auslandheiraten).
– … die Deutschen und ihre Frauen ... (eine deutsche Sport-Fernsehsendung 2019).
– Wenn jemand stirbt, soll seine Lebenspartnerin mehr von seinem Erbe erhalten (es ging ums neue Erbrecht, im Echo der Zeit, am 12.9.19).
– Jeder Mensch hat das Recht, eine Frau zu haben (Schweizerische Ärztezeitung vor eini­gen Jahren!).
Fast jede Woche höre oder lese ich wieder eine neue solche Lappalie, was beweist, dass die gendergerechte Sprache noch lange nicht überall angekommen ist.
Vor Jahren hat mich im Spital ein alter Bergbauer seiner Frau mit folgenden Worten vorgestellt: «Lue Muetter, dasch itz mini Frouenärzti.» Der hatte etwas begriffen.