Das EPD kommt – kommt nicht – kommt – kommt nicht
Auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist zu lesen: «Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier regelt die Rahmenbedingungen für die Einführung und Verbreitung des elektronischen Patientendossiers und tritt am 15. April 2017 in Kraft.»
Es ist wichtig und gut, pro Person schweizweit ein einziges Patientendossier zu führen, mit aktuellen Diagnosen, aktueller Behandlung und wesentlichen Befunden (Labor, EKG, weitere Untersuchungsresultate). Nicht geklärt ist, wer die Datenhoheit hat. Welche medizinische Fachperson trägt mit der Patientin die Verantwortung für den Inhalt des EPDs? Dies ist eine hausärztliche Aufgabe. Die schweizerischen Hausärzte müssen in diese Fragen einbezogen werden.
Auf der Website
www.e-health-suisse.ch/startseite.html ist viel Material zum EPD zu finden. Im Untermenu «Technik und Semantik» sind interessante Themen (
Technische Interoperabilität,
Architektur EPD Schweiz, Technische Standards, eHealth Connector,
EPD-Referenzumgebung, AG Technisch-Semantische Integration,
Semantische Interoperabilität,
Gremien zur Semantik, Semantische Standards, EPD-Projectathon,
Programmierhilfen EPD). Projectathon sind Bewerbungsverfahren, bei welchen diverse Anbieter (unter anderem Post AG und Swisscom) mitmachen. Die Semantik ist ein Teilgebiet der Linguistik, das sich mit den Bedeutungen sprachlicher Zeichen und Zeichenfolgen befasst – welche Bedeutung die Semantik bei der Einführung des EPD hat, ist schwer verständlich.
Basel gab für die Einführung des EPD 3 Millionen Franken aus, dann starb das Projekt vorzeitig. Junge Arztkollegen meinten zu diesem Projekt-EPD, es sei eine Art schlechte Dropbox [1]. In Zürich wird aktuell um das EPD gestritten – nachdem sich Basel für die Einführung des EPD Zürich anschliessen wollte. In Zürich wurden anscheinend 3,75 Millionen Franken ausgegeben und nun ist ein heftiger Streit entbrannt [2]. Weitere Skandale, die das EPD direkt oder indirekt betreffen: In Deutschland sind Millionen von Patientdaten im Internet aufgetaucht [3]. Die Swisscom hat Hunderten ihrer Kunden die Daten gelöscht [4].
Das in der Arztpraxis brauchbare EPD ist einfach aufgebaut (wenig Mausklicks, gute Übersicht, einfache Erfassung der Medikation). Ein umständliches Programm führt zu verstärkter Ermüdung, zu muskulären Verspannungen und ist enorm belastend. Nur ein cleveres Programm entlastet die tägliche Arbeit.
Vor der definitiven Einführung des EPD muss die Ärzteschaft umfassend informiert werden, was auf sie zukommen wird. In einem Probelauf in Praxen, beispielsweise 1000 Hausarztpraxen, muss ausgewertet werden, welchen zeitlichen und kräftemässigen Daueraufwand die tägliche Pflege des EPDs verursacht.
Es geht beim EPD um viel Geld, tatsächlich aber geht es zuerst um die ärztliche Arbeit, und diese soll erleichtert werden, jedoch nicht zusätzlich erschwert werden. Das EPD muss sich in der Arztpraxis bewähren, nicht in der Theorie und nicht an der Aktienbörse.
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