Als Hausarzt leiste ich keinen regulären Notfalldienst, ich bin sehr froh darüber

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/33
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.18086
Bull Med Suisses. 2019;100(33):1067

Publié le 13.08.2019

Als Hausarzt leiste ich keinen ­regulären Notfalldienst, ich bin sehr froh darüber

Beim Lesen des Beitrags von Kollege Stücheli bekomme ich wieder mal ein schlechtes Gewissen: Wo ist denn meine Berufung geblieben? Weshalb bin ich froh darüber, dass ich keinen Notfalldienst mehr leisten muss? Ich habe die Notfalldienste im Spital und später auch in der Praxis immer als grosse Belastung empfunden. Vor allem immer die Doppelbe­lastung: Notfalldienst und eine ganze Abteilung im Spital oder eine volle Praxis, 24 Stunden am Stück, immer wieder Situationen mit zumindest grenzwertiger Überforderung und am nächsten Tag weiter funktionieren. Tage zuvor schon schlechte Laune. Auch heute überkommt mich immer noch das kalte Grausen deswegen. Dazu Kollegen, welche einem das Gefühl geben, dass man im falschen Beruf sei, wenn man das fast nicht aushält. Ich bin sehr froh, dass sich zunehmend professionelle Strukturen etablieren, welche diese Belastung abnehmen. Ich wünsche mir für alle Regionen solche Bedingungen: Jeder Arzt kann Notfalldienst leisten, wenn er Freude ­daran hat. Er soll dafür angemessen entschädigt werden. Aber es sollte kein Zwang mehr sein! Ja, ich bin wirklich glücklich darüber, dass wir in der Stadt Bern eine gute Lösung ­gefunden haben!