Konstruktive Verwirrung

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/22
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.17936
Bull Med Suisses. 2019;100(22):767

Publié le 29.05.2019

Konstruktive Verwirrung

Lieber EMH News Service. Herzliche Gratulation zu Ihrem 1.-April-Artikel von Dr. med. Just Kidding. Ich habe den Artikel fast bis zum Schluss ernst genommen, gestaunt, was alles kommen wird, und alles geglaubt, sogar den Alpensalamander! Das hat mir sehr zu denke­n gegeben: Wir Ärzte glauben immer alles, was von «oben» kommt, sei es ein neues Daten­schutzgesetz wie bei Dr. Kidding, eine neue Studie oder eine neue Richtlinie. Die Wirkung des Artikels war verwirrend, aber wohltuend, im Sinn einer konstruktiven Verwirrung: In den andern Artikeln dieser SÄZ war es plötzlich nicht mehr so klar, ob wirklich roboter­assistierte Operationen in Zukunft nur in Ausnahme­fällen eingesetzt werden. Ob die SAMW wirklich «Triple Aim» als Kompass für ein nachhaltiges Gesundheitssystem einsetzen kann? Ob das Bundesgericht mit der ANOVA-Methode Wirtschaftlichkeitsverfahren wirklich besser beurteilen kann? Ob sich die Auswirklungen der DRG-Einführung 2012 wirklich mit diesen Zahlen erfassen lassen? Und wie «Entrüstung» mit Schuldgefühl und den drei Säulen der beruflichen Entscheidungsfindung zusammenhängen? So eine konstruktive Verwirrung ist in unserer immer schneller werdenden Zeit, in der alles möglich und machbar erscheint, sehr sinnvoll. Sie kann uns wieder zurückführen zum gesunden Menschenverstand!