Ärztinnen und Ärzte als Patienten

Hüft-TEP: Thun gegen New York City 1:0

Horizonte
Édition
2019/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.17472
Bull Med Suisses. 2019;100(07):227

Affiliations
Prof. Dr. med. Dr. h.c., Herz- und Gefässzentrum, Bern, Mitglied FMH

Publié le 13.02.2019

Hüft-TEP sind zunehmend häufige Operationen, und diese Regel machte auch bei mir keine Ausnahme. Da ich während ungefähr 40 Jahren in den USA arbeitete, fand die erste, rechtsseitige Prothesenimplantation 2011 in New York statt, im Hospital for Special Surgery. Dieses Spital wird, wie ich nach etlichem googeln herausfand, von der Website von US News and World ­Report bezüglich Hüft-TEP als Nummer 1 in den USA ­taxiert, besser als Mayo Clinic und Massachusetts Genera­l Hospital (Abb. 1).
Abbildung 1: Die besten US-Spitäler gemäss Einstufung durch den US News and World Report (Screenshot August 2018).
Die Operation (Steven Haas, MD) verlief komplika­tionslos, Eingriff transgluteal, danach Antikoagulation mit Warfarin. Rehabilitation bis zur vollen schmerz­losen Beweglichkeit etwa 4 Monate.
Die linksseitige Hüft-TEP erfolgte 2 Jahre später im Spital Thun. Diesen Entscheid fällte ich diesmal ganz ohne zu googeln, basiert auf den Empfehlungen meiner Studienkollegen.1 Wiederum komplikationslose Operation (Dr. Rolf Hess), Eingriff anterolateral, danach Anti­koagulation mit Rivaroxaban (Xarelto). Rehabilitation bis zur vollen Beweglichkeit etwa 4 Wochen.
Interessant ist ein direkter Vergleich der beiden Eingriffe (Tabelle; Zusammenstellung durch den Autor2).
 Regionalpital ThunHospital for Special Surgery
Eingriff anterolateraltransgluteal
ProtheseAllofit-Pressfit-Pfanne, Durasul-Inlay-OptimysSchaft unzementiert, ­Ceramys-KopfGeradschaftprothese zementfrei, Pressfit-Pfanne, Smith and Nephew Synergy
AntikoagulationRivaroxabanWarfarin
Zeit bis zum Treppen­steigen2 Tage6 Wochen
Zeit bis zur vollen ­Beweglichkeit4 Wochen16 Wochen
Postoperative ­Gewichtszunahme1,2 kg2,5 kg
Kosten bei Barzahlung: ­Spital, Operation, ­AnästhesieCHF 21 400$110 000
ArzthonorarIn Obigem inbegriffen$ 22 000
Noch interessanter scheint mir ein Vergleich der postoperativen Instruktionen. Auf meine Frage bezüglich körperlicher Aktivität wie Skifahren und Joggen bedeutete man mir in New York, «so wenig wie möglich», Skifahren wenn schon dann nur noch auf sanften Hängen, keine Buckelpisten, und Joggen käme überhaupt nicht mehr in Frage. Auf die gleiche Frage war Dr. Hess’ Antwort: «Ja, warum hast du es denn machen lassen, wenn du nicht mehr Skifahren, Joggen oder Bergsteigen willst?»
In den letzten 4 Jahren seit der Operation habe ich solches regelmässig, 3- bis 4-mal wöchentlich, getan und hoffe, es noch einige Jahre tun zu dürfen.
Fazit: Bezüglich Hüft-TEP kann ein schweizerisches ­Regionalspital dem besten US Hospital durchaus das Wasser reichen, und dies erst noch mit einem viel attraktiveren Preis/Leistungs-Verhältnis!
Prof. Franz H. Messerli
messerli.f[at]gmail.com