Das tut man auch im neuen Buch von Paul Wittwer, der vom (naiven?) Traum des Menschen vom Jungbrunnen erzählt. Wie könnte man denn das Altern aufhalten oder mindestens verlangsamen? Ein sehr präsentes Thema heute, und Esther Pauchard bringt es zynisch auf den Punkt und sagt: «Altern und Tod sind heute eigentlich ein Behandlungsfehler.» «Die Antwort ist immer der Tod», zitiert Paul Wittwer den amerikanischen Schriftsteller Philip Roth, der vor kurzem diesem Schicksal auch nicht entrinnen konnte. Und dank Lisa Halliday, die mit dem Schriftsteller in seinen letzten Jahren ein Verhältnis pflegte (bei 45 Jahren Altersunterschied) und seit ihrem Buch «Asymmetry» (2018) ein literarischer VIP ist («are you game?», fragt er, und sie ist es!), wissen wir auch, wie so ein Altern auch unter der Gürtellinie sein kann. Logisch also, dass man dem Bild von 1957 auf der Schweizer 500-Franken-Note – der Jungbrunnen auf dem Umschlagbild von «Bestzeller» – nachträumt. Das Altern sei eine Krankheit, sagte David Sinclair, Professor für Genetik an der Harvard Medical School, und genau das war für Paul Wittwer der thematische Einstieg in sein Buch «Bestzeller». Nicht unerwartet fragt Johnny, eine seiner Romanfiguren, ob er vielleicht einmal Testosteron versuchen sollte. Dass es wirkt – jedenfalls kurzfristig –, das wissen wir seit Floyd Landis’ Tour-de-France-Sieg 2006 und seiner anschliessenden, bitteren Disqualifikation. Ja, konstatiert Paul Wittwer, allzu viel erfahre man in seinem Buch schlussendlich nicht über das Wesen des Alterns, die Demenz, das Pflegeheim, dafür aber umso mehr über die Verflechtung von Medizin und Industrie, wo auch einmal wirtschaftlicher Profit vor echter Wirksam- und Zweckmässigkeit stehen könne. Und ich denke an all die gesponserten Professuren an den Unis, die auch im Buch auf eine bedenkliche Weise dargestellt sind. Hier sei die Medizin auf Abwegen. Die Medizin sei eigentlich kein «rentables Geschäft», sei eben keine Lego-Fabrik! Er kriege das Gefühl nicht los, dass je grösser das Geschäft, desto kleiner die Moral sei. Die medizinische Aufgabe sei es zwar schon, Wünsche zu erfüllen, aber heute würden übertriebene Hoffnungen in die Medizin gesetzt. Verzicht sei zum Fremdwort geworden. Ja, pflichtet ihm Esther Pauchard bei, man wolle halt einfach den 5er und das Weggli, möglichst alles für möglichst wenig. Die «Aldiformel», kann ich noch einwerfen.