Medikamenten-Management / Pharmaceutical Care

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/39
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.17165
Bull Med Suisses. 2018;99(39):1314

Publié le 26.09.2018

Medikamenten-Management / Pharmaceutical Care

In dieser Disziplin werden vermehrt wissenschaftliche Publikationen und Fortbildungen angeboten bis hin zur Möglichkeit einer Zertifizierung zur Medikationssicherheit. EQUAM und die Stiftung für Patientensicherheit Schweiz sind ebenfalls aktiv. Schweizer Apotheken beschäftigen sich ebenfalls mit dem Medikamenten-Management. Trotz dieses Engagements der Apotheken meine ich, dass der Stellenwert dieses Angebotes in der Grundversorgung noch zu wenig genutzt wird, obwohl international der Begriff «Pharmaceutical Care» an Bedeutung gewonnen hat. Es ist eine Methode in der Apotheke, bei der der Apotheker ebenfalls Verantwortung für arzneimittelbezogene Probleme und Bedürfnisse des Patienten übernimmt. Ein Konzept, mit dem, durch die stärkere Einbeziehung des Apothekers, die vom Arzt und Patienten angestrebten therapeutischen Ziele besser und sicherer erreicht werden sollen. Es bedingt unverzichtbar die Kooperation von Arzt, Apotheker und Patient, greift nicht in die diagnostische und therapeutische Hoheit des Arztes ein und hat zum Ziel, durch bessere Kooperation von Apotheker und Arzt in der Arzneimitteltherapie und deren Anwendung die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Im Bereich von chronisch kranken Pa­tienten und insbesondere, wenn eine Poly­pharmazie vorliegt, sollte der Patient über die Dauer seiner Therapie unterstützt und begleitet werden. Somit sollte die Abgabe des ­Arzneimittels nicht das Ende der pharmazeutischen Verantwortung bedeuten. Eine Beratung über Wirkweise, Nebenwirkungen, Interaktionen, Risiken aber auch die richtige Anwendung der Arzneimittel sollte selbstverständlich sein. Dadurch kann die Therapiemitarbeit des Patienten verbessert und das Selbstmanagement gefördert werden. Ebenfalls sollte eine gute Kommunikation zwischen behandelndem Arzt, Patienten und Apotheker geschaffen werden, um eine optimale Arzneimitteltherapie zu erzielen und ­somit die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Auch bei Schnittstellen mit der Spitex und den Pflegeheimen sollte die Kommunikation rund um die Medikation optimal funktionieren. Nebst den zahlreichen Vorteilen durch die pharmazeutische Betreuung darf man die folgenden Probleme nicht außer Acht lassen: Vor allem muss mit einem größeren Zeitaufwand gerechnet werden und die Abrechnung kann ebenfalls eine Herausforderung darstellen. In den Kantonen, wo die Verschreibung von Medikamenten obligat ist, hat eine Kooperation noch viel Potential, die auf dieser Basis stärker ausgebaut, bzw. ge­fördert werden könnte. Es beginnt bereits bei den QZ, d.h. dieses sehr wichtige Fort­bildungsgefäss der Ärzte wäre ideal um die ­Zusammenarbeit im Bereich Medikamenten-Management / Pharmaceutical Care zu för­dern. Solche QZ existieren vereinzelt. Eine Möglichkeit wäre z.B. auch, wenn der Arzt an den Patienten mit einer Polypharmazie appelliert, in seiner Stammapotheke ein- bis zweimal im Jahr einen Medikamentencheck bzw. ein Medikamenten-Inventar durchführen zu lassen. Danach konsultiert der Patient, versehen mit einer vollständigen Medikamenten-Liste mit Bemerkungen vom Apotheker, wieder seinen Hausarzt. Der Hausarzt kann nun zusammen mit dem Patienten die zukünftige Medikation besprechen und den Medikamentenplan aktualisieren. Der Vorteil wäre auch, dass der Hausarzt entlastet wird. Die Kommunikation wird gefördert und dieses Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Apotheken bedeutet auch eine qualitative Bereicherung in der medizinischen Grundversorgung zum Wohle der Patienten.