Weichen in die Zukunft

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/33
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.17028
Bull Med Suisses. 2018;99(33):1059

Publié le 15.08.2018

Weichen in die Zukunft

Der Artikel von Agnes Genewein ist wichtig und muss uns zu denken geben. Ich frage mich aber, ob es zielführend ist, die eigenständigen Kinderkliniken den anderen Kinderspitälern und -ambulatorien gegenüber­zustellen. Die Untertarifierung ist ein strukturelles Problem, das die ganze Kindermedizin und, im Besonderen, auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie betrifft. Die aktuellen ambulanten Tarife berücksichtigen die umfassende Netzwerkarbeit (Kindermedizin ist immer ­Familien- und Milieumedizin) ungenügend, und im neuen stationären Tarifsystem TARPSY drohen die notwendigen Belastungserprobungen (Urlaub mit Übernachtung der Kinder zu Hause) nicht mehr finanziert zu werden. Sowohl in der somatischen als auch in der psychiatrischen Kinder- und Jugendmedizin schreiben Spitäler und Ambulatorien Defizite oder «verstecken» diese im Klinikverbund, von dem sie Teil sind. Mit dem steigenden Kostendruck beginnt diese Querfinanzierungssolidarität zu wanken. Das ist gut so, denn es zwingt uns, dem Problem tatsächlich in die Augen zu schauen und es zu lösen. Sonst ist die medizinische Versorgung der Jüngsten, die oft wesentliche gesundheitliche, soziale und ökonomische Weichen für den weiteren Lebensweg stellt, gefährdet.