Courrier / Communications
Genügend Schnauf haben beim «Return on Investment in Human Health»
Genügend Schnauf haben beim «Return on Investment in Human Health»
Die präventive Einladung von Frau Dr. Dratva zur diesjährigen Swiss Public Health Conference (7./8.11.2018, Universität Neuenburg) gilt es länderübergreifend zu unterstützen [1]. Seit vielen Jahrzehnten ist ja bekannt, dass die schwerwiegenden gesellschaftlichen, behördlichen, wirtschaftlichen und individuellen Bedienungsfehler des Biosystems Mensch (körperliche Inaktivität, Fehlernährung, emotional-soziale Fehlbeanspruchung sowie Schadstoffbelastung) durch Präventionsstrategien mit populationsrealistischen Implementierungsschritten im Alltagsleben verhütet oder günstig beeinflusst werden können. Wir wissen aber auch: «Präventivmassnahmen müssen auf lange Frist angelegt werden, und man darf den Schnauf und die Geduld nicht verlieren.» Dieser Satz ist 40 Jahre alt und entstammt den Schlussbetrachtungen der interdisziplinären Tagung des Forum Davos 1978: Prävention und ihre Möglichkeiten. Bereits damals haben die Beteiligten konkrete Ansatzpunkte zur Förderung präventiven Handelns aufgezeigt: Beeinflussen des sozialen Gesundheitsverhaltens auf Gruppenebene initiieren; Massnahmen fürs Einführen einer sinnvollen Gesundheitserziehung in der Schule; Verbessern der Ernährungssituation durch systematisches Ausbilden und Zusammenwirken von Ärzten, Ernährungswissenschaftlern, Hauswirtschaftslehrerinnen, Köchen, Konsumentenorganisationen, Informationsspezialisten, Industrie etc.; Gestalten von Spass fördernden Bewegungsangeboten und Anforderungen an freizeitattraktive Sportanlagen; Vorschläge für ökonomische Steuerungsmechanismen im Strassenverkehr und Genussmittelkonsum etc. Das Einsparpotential aktiver Präventivmedizin war schon damals dokumentiert, leider fliessen – stabil stagnierend – noch immer weniger als 3% der gesamten Gesundheitsausgaben der Schweiz in die Prävention und Gesundheitsförderung (2016 waren es 2,4%).
Bereits vor 10 Jahren hatte ich in dieser Zeitung betont, dass jeder in die Prävention und Gesundheitsförderung investierte Euro/Dollar/Franken dem Gesundheitswesen, den Betrieben und natürlich jedem einzelnen Menschen nicht nur langfristig, sondern auch mittel- und kurzfristig einen Return on Investment in Human Health (ROI) in Höhe eines Faktors von 2,3 bis 20,6 erbringt [2]. Fokussiert auf die gemeinsame Verantwortung von Staat und Wirtschaft, von Gesellschaft und Individuum möchte ich das aktuelle systematische Review von Masters et al. benennen: Der durchschnittliche ROI betrug für Public-Health-Interventionen 14,3 (was einen Cash-Return von 1430% impliziert), für lokale Massnahmen lag der ROI bei 4,1 und für landesweite Interventionen sogar bei 27,2 [3]. Organisatoren und Teilnahmewilligen der Swiss Public Health Conference 2018 kann ich ein Querlesen der «alten» Grundsatzreferate und Arbeitsgruppenergebnisse des Forum Davos in der Vorgängerversion des International Journal of Public Health nur ans Herz legen [4].
1 Dratva J. Better Health Faster:
Die Sozialwissenschaften im Dienst der Gesundheit. Schweiz Ärzteztg. 2018;99(26–27):878–9.
2 Hofmeister M. Schadensverhütung ist billiger als Schadenvergütung. Schweiz Ärzteztg. 2008;89(30–31):1291–2.
3 Masters R, Anwar E, Collins B, Cookson R, Capewell S. Return on investment of public health interventions: a systematic review. J Epidemiol Community Health. 2017;71(8):827–34.
4 International Journal of Public Health. 1978;23(5–6). https://link.springer.com/journal/38/23/5/page/1.
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