Chefärztelöhne: in bewährter Manier den Sack statt den Esel schlagen

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/12
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.06582
Bull Med Suisses. 2018;99(12):06582

Publié le 21.03.2018

Chefärztelöhne: In bewährter Manier den Sack statt den Esel schlagen

Die Politik hat mittels Umstellung der Spitalfinanzierung und Privatisierung der Spitäler entschieden, dass Spitäler betriebswirtschaftlich und gewinnorientiert zu führen sind, und hat das leistungsbezogene Abrechnungssystem DRG für Spitäler eingeführt. Die betriebswirtschaftlich zu führenden und gemäss ­Leistung bezahlten Spitäler können gar nicht anders, als möglichst viele Leistungen zu produzieren, um im Markt zu überleben. Es ist eine Realität, dass in marktwirtschaft­lichen Systemen die Unternehmen ihre An­gestellten in leitenden Positionen leistungsbezogen bezahlen. Viele Spitalbetreiber setzen deshalb Anreize zur Verbesserung der Ertragslage und bezahlen den leitenden Ärzten mengenbe­zogene Boni. Die ärztlichen Standesorgani­sationen setzen sich seit je dafür ein, dass ­leitende Spitalärzte ihrer Aus­bildung und Funktion entsprechend und im Vergleich zu anderen hochqualifizierten Leitungspositionen in Unternehmen angemessen bezahlt werden; sie lehnen aber die von der Politik ­gewollten und von den Spitalbetreibern initiierten mengenbezogenen Boni für leitende Ärzte dezidiert ab.
Das Zusatzversicherungssystem der Krankenversicherer beinhaltet den Anspruch der Zusatzversicherten auf die Auswahl leitender Ärzte bei Spitalbehandlungen und legitimiert den Anspruch der leitenden Ärzte auf Beteiligung an den Honoraren. Die Spitäler erhalten mindestens die Hälfte dieser Honorare und verrechnen den Zusatzversicherten zusätzlich massiv höhere Tarife als den allgemein versicherten Patienten.
Der Politik steht es frei, die Zusatzversicherungen zu verbieten und das Marktverhalten der Spitalbetreiber zu beeinflussen. Stattdessen versucht die Politik mit dem permanenten Ärzte-Bashing geschickt von ihren Fehlern abzulenken, und sie wird dabei offenbar von den Kassen und den Medien tatkräftig unterstützt.
Es reicht!