Wichtige Fragen sind ungeklärt

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/09
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.06476
Bull Med Suisses. 2018;99(09):266-267

Publié le 28.02.2018

Wichtige Fragen sind ungeklärt

Die Stossrichtung des Artikels der Lobby-­Organisation Swisstransplant ist aus deren Sicht nachvollziehbar, darf aber nicht unwidersprochen bleiben. Eine Aufweichung der momentan gesetzlich geltenden Regelung der «expliziten Zustimmung» gilt es meiner ­Meinung nach mit allen Mitteln zu verhindern, solange wichtige Fragen rund um den Zeitpunkt des Todeseintritts einerseits und an­dererseits die Folgen einer Transplantation sowohl für den Sterbenden wie für den Empfänger nicht restlos geklärt sind. Organisationen wie Swisstransplant, welche die Organtransplantation propagieren, geben sich so, wie wenn all diese Fragen wissenschaftlich längst klar wären, was ich sehr bezweifle. ­Weder wissen wir wirklich, was wir einem Sterbenden antun, wenn wir den natürlichen Sterbeprozess durch die Explantation massiv stören, noch können wir abschätzen, inwieweit der Sterbende durch das Überleben einzelner seiner Organe im Körper eines Empfängers, daran gehindert wird, in seinem Sterbeprozess weiter zu gehen Richtung geistige Welt. Zuletzt bleibt auch die Frage offen, inwieweit der Empfänger geistig-seelisch durch das ihm eingepflanzte Organ verändert und beeinflusst wird, worauf in der Literatur durchaus Hinweise existieren – Forschung in diese Richtung, aber von unvoreingenommenen Wissenschaftlern ohne Interessenskonflikte, wäre notwendig!
Leider ist eine öffentliche Diskussion über diese Themen nie wirklich geführt worden und macht es mir auch den Anschein, wie wenn kritische Stimmen von den entsprechenden Lobbyorganisationen und Ärzten am liebsten gar nicht zur Kenntnis genommen werden.