Geschäftsmodell Aderlass

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.06474
Bull Med Suisses. 2018;99(07):202

Publié le 14.02.2018

Geschäftsmodell Aderlass

Brief zu: Marti C. Aderlass – ein lukratives, unlauteres, 
aber risikoloses Geschäftsmodell. Schweiz Ärztezeitung. 2018;99(4):116–7.
Herzlichen Dank, Christian Marti, für Deinen Artikel betreff des Geschäftsmodells Aderlass bei Eisenspeicherkrankheit mit unnötigen Arztleistungen, sinnlos ausgeweiteten wiederholten Laborleistungen und v.a. Dramatisierung des Banalen. Dies kommt in vielen andern Medizinbereichen auch vor. In meiner Assistentenzeit musste eine Laborverordnung z.B begründet werden können, heute kennt der Verordner gelegentlich nicht einmal deren Indikation und Nutzen. Wozu beispielsweise ­Bestimmung von GOT und GPT, GAMMA-GT und Alk. Phosphatase, Ferritin und Eisen, Krea­tinin und Harnstoff sowie aller mög­lichen Elektrolyte bei ambulanten, im wesent­lichen gesunden Dauerpatienten? Nur weil das Gerät dies kann?
Meine Hämachromatosepatienten verweise ich nach Normalisierung der Werte für die ­Erhaltungsaderlässe übrigens kostenfrei und mit Gewinn fürs Gemeinwohl an die Blutspendezentren.
Auf der andern Seite des Spektrums wird noch häufiger und gefährlicher Schindluderei mit schlecht indizierten Eiseninfusionen betrieben: probatorisch bei Ferritinwerten im Graubereich und allen denkbaren Befindensstörungen. Meines Wissens gab es vor Jahren (?) noch eine Limitatio für Eisenmangel mit Anämie und einen erfolglosen oder ­kon­traindizierten peroralen Behandlungsversuch bei dieser teuren, heute sehr gut bezahlten Behandlung. Aber mit Restrisiko einer Anaphylaxie inklusive möglicher Todesfolge gemäss Swissmedic für alle zugelassenen Lösungen. Von einer einfach durchzuführenden Kon­trolle durch die Krankenkasse diesbe­züglich mit entsprechender Kostenüberwälzung an Arzt oder Patient habe ich allerdings nie gehört.