Effizienz und Qualität sind in der Medizin nur sehr bedingt messbar

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/35
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.05964
Bull Med Suisses. 2017;98(35):1106

Publié le 30.08.2017

Effizienz und Qualität sind in der Medizin nur sehr bedingt messbar

Brief zu: Brand H. Antwort auf den offenen Brief der Präsidentin des Bündner Ärztevereins, Frau Dr. H. Jörimann. Schweiz Ärztezeitung. 2017;98(32):991.
Herr Brand darf sich gerne bei mir in der Praxis melden und mir während den Konsulta­tionen im Voraus sagen, welche meiner Handlungen unnötig sein werden. Dies natürlich am und mit dem Patienten und innerhalb ­weniger Minuten. Ich bin gespannt, ob er die 20% unnötigen Handlungen herausfiltern kann.
Im ersten Abschnitt seiner Antwort beschreibt er die seiner Meinung nach unnötigen medizinischen Handlungen mit den un­sicheren Wörtern «oft», «häufig», «weniger». Alleine daraus lässt sich die vorhandene Un­sicherheit ablesen, zu entscheiden, welche dieser Handlungen letztendlich wirklich unnötig sind.
Denn Effizienz und Qualität sind in der Medizin nur sehr bedingt messbar.
Dieses Thema, inklusive der immer wieder geforderten WZW-Kriterien, wurde unter anderem in der SÄZ bereits häufig thematisiert und ist zu komplex, als dass es mit einfachen, mechanischen Denkmustern erfasst werden könnte.
Hier fehlt der Platz, diese Themen vollumfäng­lich zu besprechen. Als kleines Beispiel sei hier nur der Schmerz als Qualitätsmerkmal einer Handlung angeführt: Schmerz lässt sich nicht messen und jeder Patient empfindet anders. Und kein Mensch und keine Erkrankung ist wie eine andere und daher muss jeder Pa­­tient individuell behandelt werden. Das heisst, man spricht mit dem Patienten und versucht herauszufinden, was das Beste für diesen oder jenen Patienten sei, und das braucht Zeit.
Heinz Brand bietet in seinem Artikel ein Portfolio der gängigen Vorurteile und einfachen Gedankenmuster, welchen die Ärzte seit Jahren ausgesetzt sind.
Wie sagte kürzlich ein Kollege? «Lasst uns einfach in Ruhe arbeiten.»