Replik auf den Leserbrief von Dr. Louis Litschgi, Basel

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/19
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.05657
Bull Med Suisses. 2017;98(19):597–598

Publié le 10.05.2017

Replik auf den Leserbrief 
von Dr. Louis Litschgi, Basel

Herr Kollege Litschgi schreibt in seinem Leserbrief, dass sich die «alte Garde an der Spitze der Fachgesellschaften und des SIWF» dagegen wehrt, dass «Jungärzte in einer Hausarztpraxis in Teilzeitanstellung ein paar Jahre als Assistenzärztinnen und -ärzte in den Beruf eingeführt werden» und dass «genau diese Weiterbildungsstelle von der Weiterbildungsordnung als drittklassig eingestuft [wird]». Auch nur ein rascher Blick in das Weiterbildungsprogramm (WBP) Allgemeine Innere Medizin (AIM) zeigt, dass diese Aussagen nachweislich falsch sind. Richtig ist, dass innerhalb des 5-jährigen WBP AIM 3 Jahre Weiterbildung in Hausarztmedizin möglich sind, auch in einer Teilzeiteinstellung. Kollege Litschgi kritisiert weiter, dass die maximale Dauer einer Weiterbildungsperiode in derselben Hausarztpraxis maximal ein Jahr beträgt. Die Dauer der Weiterbildungsperioden, welche an einer bestimmten Weiterbildungsstätte anerkannt werden, hängt vor allem von der Grösse (also den Patientenzahlen) und dem Spektrum des medizinischen Angebotes ab (in grossen Polikliniken sind z.B. Rota­tionen in relevanten Gebieten wie einer Dia­betes- oder Hypertonie-Sprechstunde oder in der Abdomensonographie möglich). Diese ­Bestimmungen bestehen sowohl für die ambulanten wie für die stationären Weiterbildungsstätten. Wir sehen die Aufgabe der Weiterbildungskommission darin, ein möglichst flexibles WBP zu schaffen, dass einerseits eine qualitativ hochstehende Weiterbildung garantiert, aber anderseits auch die Freiheit gibt, das Weiterbildungscurriculum möglichst optimal der zukünftigen Tätigkeit anzupassen. Schon seit längerer Zeit bieten Institute für Hausarztmedizin, Spitäler und innovative Hausarztpraxen immer mehr Curricula für zukünftige Hausärztinnen und -ärzte an, auf der Basis des WBP AIM. Diese Curricula beinhalten neben der Praxisassistenz in einer Hausarztpraxis auch mehrere kürzere Rotationsblöcke (3–6 Monate) z.B. in Spezialpraxen oder -sprechstunden von Fachgebieten, welche für die Hausarztmedizin relevant sein können (z.B. Dermatologie, HNO, Pädiatrie, Orthopädie usw.). Solche Modelle scheinen uns zukunftsträchtig. Anachronistisch scheint uns hingegen die Meinung, dass man heutzutage alles über Innere Medizin und Hausarztmedizin an einem einzigen Ort und vielleicht noch von derselben Person lernen kann.