Zur Beratungstätigkeit 2015 von Tox Info Suisse

Vergiftungen in der Schweiz

Weitere Organisationen und Institutionen
Édition
2017/11
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.05455
Bull Med Suisses. 2017;98(11):332–336

Affiliations
a Dr. med., eMBA-HSG, Direktor Tox Info Suisse; b Dr. med., Leitende Ärztin Tox Info Suisse

Publié le 15.03.2017

Tox Info Suisse führte 2015 insgesamt 38 406 Beratungen durch, gut 35 300 Beratungen zu ­Giftexpositionen und etwas mehr als 3100 prophylaktischer Natur. Gut 17 000 Giftexpositionen betrafen Kinder, 82% davon jünger als 5 Jahre. Knapp drei Viertel aller Vergiftungen geschehen mit Medikamenten, Haushaltprodukten oder Pflanzen. Zehn der zwölf Todesfälle gehen auf das Konto der Medikamentenvergiftungen, ­einer auf dasjenige von Haushalt-Chemikalien und einer auf die Inhaltsstoffe eines Gelenks­implantates. Von den schweren Fällen sind 72% durch Medikamente, 14% durch ­Genussmittel und Drogen und 8% durch chemische Produkte verursacht.
55,0% der Expositionen betrafen Kinder, mehrheitlich im Vorschulalter. Bei der Geschlechtsverteilung war bei den Kindern ein leichtes Überwiegen der Knaben (51,9% vs. 46,3% Mädchen) und bei den Erwachsenen der Frauen (59,3% vs. 40,3% Männer) zu sehen. 88% der knapp 25 500 unbeabsichtigten (akzidentellen) Ver­giftungen ereigneten sich im häuslichen Milieu, bei den gut 5000 beabsichtigten Intoxikationen trat die grösste Anzahl (67%) im Rahmen von Suizidversuchen auf.

Schwere und tödliche Vergiftungen 
in der Schweiz 2015

Medikamente

Von 206 schweren1 Vergiftungen mit Medikamenten (davon 9 Kinder) ereigneten sich 171 mit Mitteln für 
das Nervensystem, im wesentlichen Analgetika (v.a. Opioide, Paracetamol), Antiepileptika (am häufigsten Lamotrigin, Valproinsäure, Phenobarbital und Leveti­race­tam) und Psychopharmaka (Benzodiazepine n = 37, Antidepressiva n = 39, Antipsychotika n = 40, davon Quetiapin n = 24, Zolpidem und Zopiclon n = 9). Bei den übrigen schweren Medikamentenintoxikationen waren Präparate für den Gastrointestinaltrakt (Insulin n = 2), für den Kreislauf (Digoxin n = 1, Nitrate n = 1, Clonidin n = 1, Betablocker n = 2, Kalziumkanalblocker n = 3, Sartane n = 2 und Statine n = 1), für den Atmungstrakt (Antitussiva vom Opioidtyp n = 2, Diphenhydramin n = 2, Dextromethorphan n = 1, Terbutalin n = 1) und für den Bewegungsapparat (Mefenaminsäure n = 3, Ibuprofen n = 2, Baclofen n = 2, Tolperison n = 2, Tizanidin und Colchicin je n = 1), meist in Kombination mit weiteren ­Medikamenten, beteiligt. Die restlichen schweren Vergiftungen wurden durch Dermatologika (Desinfek­tionsmittel n = 2), Antibiotika (n = 2), und Diagnostika (Fluorescein n = 1) verursacht.
Bei den zehn Todesfällen durch Medikamente waren bei sieben in suizidaler Absicht Amlopdipin, Tapentadol, Paracetamol, Alprazolam, Oxazepam, Zolpidem, Citalopram, Escitalopram, Phenobarbital, Trimipramin, Mirtazapin, Vareniciclin, Phenylephrin, Dimetinden, Bisacodyl und (in zwei Fällen) Ethanol in unterschiedlicher Kombination eingenommen worden. In einem Fall lag eine unklare, aber beabsichtigte Anwendung von Trazodon, Zolpidem, Zopiclon und Ethanol vor, in zwei weiteren Fällen eine unbeabsichtigte Anwendung von Methotrexat bzw. Clozapin, Lorazepam, Paracetamol, und Ibuprofen vor. Unklar waren die Vergiftungsumstände in einem Todesfall mit Oxycodon. Eine defekte Hüftprothese führte zu einer tödlichen Kobaltintoxikation.

Genussmittel, Drogen und Alkohol

Genussmittel, Drogen und Alkohol führten zu 38 schweren Vergiftungen. Elf betrafen Alkoholvergiftungen, acht Opioide, neun Halluzinogene und Stimulantien (inkl. Ecstasy) und fünf Kokain. Fünf waren die Folge von Gammahydroxybutyrat (GHB), Gammabutyro­lacton (GBL) oder 1-4-Butandiol. Bei den Alkoholvergiftungen wurden mit zwei Ausnahmen auch noch Medikamente oder andere Drogen konsumiert. Fast alle Patienten waren männlich.
Bei den acht schweren Opiatintoxikationen, sechs davon mit Heroin, stand das typische klinische Bild mit Koma und Atemdepression im Vordergrund, obschon bei allen weitere Drogen mitkonsumiert worden waren (Alkohol, Kokain, Amphetamine, Benzodiazepine, Cannabis). Alle Patienten erholten sich (von einer Patientin ist der weitere Verlauf nicht bekannt).
Bei den neun Patienten, die Halluzinogene (LSD2) und Stimulantien (z.B. Amphetamin, Methamphetamin, MDMA3, und 5-MAPB4), teils zusammen mit weiteren Drogen und Medikamenten, konsumiert hatten, traten Agitation, Halluzinationen, aber auch Koma auf, dazu Hypertonie, Hyperthermie, kardiale Ischämien und Rhabdomyolyse. Ein Patient entwickelte nach Ecstasy eine schwere Leberzellnekrose, von der er sich spontan erholte.
Fünf Patienten entwickelten nach Kokaingenuss die typischen sympathomimetischen Effekte mit Agitation, Krampfanfällen, Halluzinationen, Hypertonie, Tachykardie, Tremor und Rhabdomyolyse. Alle mussten medikamentös sediert werden. Bei einem Body­packer war nach der Ruptur eines Päckchens im Magen die chirurgische Dekontamination notwendig. Bei ­einem Patienten war die Symptomatik trotz einer geringen Kokaindosis mit der gleichzeitig eingenommenen Menge reinem Koffein erklärbar.
Fünf Patienten verloren nach Konsum von GHB oder GBL das Bewusstsein, waren tief komatös und mussten teils schutzintubiert werden. Alle wachten nach wenigen Stunden rasch wieder auf, wie dies nach GHB typischerweise beobachtet wird. Einige Patienten mussten erbrechen, eine Patientin erlitt eine Aspirationspneumonie. Alle erholten sich vollständig.

Pflanzen

Expositionen mit Pflanzen führten 2015 zu zwei ­schweren Vergiftungen. Bei einem Patienten entwickelte sich ein schweres anticholinerges Syndrom nach Einnahme von Alkohol und einem Tee aus Engels­trompete (Datura suaveolens) und mehreren Fliegenpilzen (Amanita muscaria), mit schwerer Agitation, Stupor, Mydriasis, Muskelkrämpfen und einem fraglichen generalisierten Krampfereignis. Ein anderer Patient verzehrte ein Gericht, das eine bittere Zucchetti (Cucurbita pepo) enthielt, und erlitt aufgrund des Gehalts an bitterem Cucurbitacin eine schwere Gastroenteritis mit kompliziertem Verlauf. Die ausgeprägte Dehy­dratation führte zu einem Kreislaufstillstand mit ­Reanimation. Er verstarb nach drei Wochen an Komplikationen, die nicht mehr sicher direkt auf das Vergiftungsereignis zurückzuführen waren.

Haushaltsprodukte

Bei den Haushaltsprodukten traten sechs schwere und eine tödliche Intoxikation auf. Ein etwas mehr als vier Jahre altes Mädchen erlitt eine Ösophagusverätzung mit Ausbildung von Stenosen nach Einnahme eines ­alkalischen Rohrreinigers.
Ein alter Mann musste nach einigen Schlucken eines Frostschutzmittels, das in eine Getränkeflasche umgefüllt worden war, hämodialysiert und mit dem Antidot Ethanol behandelt werden. Das im Produkt enthaltene Ethylenglykol verursachte eine schwere metabolische Azidose. Ein jüngerer Mann entwickelte nach der Einnahme eines ethylenglykolhaltigen Frostschutzmittels ebenfalls eine schwere metabolische Azidose (pH 6,97) und wurde mit Fomepizol und Hämodialyse behandelt. Beide erholten sich. Ein betagter Mann trank Brennspiritus, worauf er tief komatös wurde; der Blutalkoholspiegel betrug 3,1 ‰. Eine ältere Frau verstarb nach Einnahme einer grossen Menge Entkalker (Amidosulfonsäure 15%) und Putzessig an enteralen Verätzungen. Ein junger Mann nahm Universalverdünner und verschiedene Medikamente ein und entwickelte eine Aspirationspneumonie. Ebenfalls eine Aspirationspneumonie trat bei einem betagten Mann nach Einnahme von Maschinenklarspüler auf, der anionische Tenside und Zitronensäure enthält.

Kosmetika und Körperpflegemittel

Mit Kosmetika und Körperpflegemitteln waren 2015 eine einzige schwere und zwölf mittelschwere Vergiftungen bei sieben Kindern und sechs Erwachsenen zu verzeichnen. Bei einem knapp dreijährigen Knaben kam es zu einer Ösophagusverätzung mit Stenosebildung nach Einnahme von methacrylsäurehaltigem Primer für Gelnägel. Die mittelschweren Vergiftungen traten nach Exposition mit Seifen, Duschgels, Haarpflegemitteln, Läuseshampoos, Nagellackentfernern und Mückenrepellentien auf.

Nahrungsmittel und Getränke

Mit Nahrungsmitteln und Getränken kam es 2015 zu zwei schweren und vierzehn mittelschweren Vergif­tun­gen, die zur Hälfte durch hochkonzentrierte kof­fein­haltige Nahrungsergänzungsmittel verursacht wurden. Eine schwere Intoxikation trat nach Einnahme von 3–4 g Koffein auf und führte zu einer ­ausgeprägten Hypokaliämie (2,3 mmol/L). Die mit­telschweren Sym­ptome waren die typischen sym­pa­tho­mimetischen Effekte wie Tachykardie, Hypertonie, Tachypnoe, Agitation, Tremor, zudem Nausea, Erbrechen, Hypokaliämie und QT-Verlängerung. Die zweite schwere Nahrungsmittelvergiftung war durch Botulinustoxin bedingt. Die verdächtige Speise war in Öl eingelegter Thunfisch, der Toxinnachweis war nicht möglich, da keine Speisereste mehr vorhanden waren. Der Patient zeigte aber die typischen Sym­ptome Dysphagie und Dysarthrie. Er wurde mit dem Antiserum behandelt, worauf die Lähmungen nicht weiter zunahmen. Die weiteren, mittelschweren Intoxikationen waren durch ungenügend gekochte Bohnen oder Sojabohnen, Thunfisch (Scombroidvergiftung) und Muskatnuss (15 g) bedingt.

Technisch-gewerbliche Produkte

Zu 18 schweren Vergiftungen kam es durch technisch-gewerbliche Produkte, mit zwei Ausnahmen alle bei ­Erwachsenen. Bei den beiden Kinderfällen handelte es sich um ein gut zweieinhalb Jahre altes Mädchen, das auf dem Bauernhof ein stark alkalisches Reinigungsmittel (Natriumhypochlorit und Natronlauge) verschluckte, und einen viereinhalb Jahre alten Knaben, der zu Hause ein in eine Wasserflasche umgefülltes saures Reinigungsmittel (25% Salzsäure) trank. Beide erlitten schwere Verätzungen des oberen Gastrointestinaltraktes.
Zwei Patienten, eine Frau und ein Mann mittleren Alters, erlitten durch die Einnahme von Natronlauge schwere Verätzungen des oberen Magendarmtraktes, erholten sich aber ohne chirurgische Therapie komplikationslos. Ein junger Mann trank eine grössere Menge eines kalilaugenhaltigen Backofenreinigers, was zu Blutungen und ausgedehnten Nekrosen des Ösophagus und Magens führte; auch er genas. Eine Frau trank eine ­unbekannte Säure, mit Verätzungen des Ösophagus und Magens. Sie musste wegen eines Ödems der Epiglottis intubiert werden. Eine Frau trank eine nicht identifizierte Lauge und entwickelte schwere Verätzungen des oberen Magendarmtraktes, erholte sich aber komplikationslos ohne Operation. Die Einnahme von Ammoniakwasser führt wie die Alkalilaugen zu schweren und tiefen Verätzungen des oberen Gastro­intestinaltraktes (drei Patienten). Akzidentelles Verschlucken von Ammoniakwasser findet fast immer bei Patientin mit einer Drogenanamnese statt, weil dieses zur Herstellung von Crack-Kokain verwendet wird.
Zwei Männer tranken gewerbliche ethylenglykolhaltige Flüssigkeiten (Kühlflüssigkeit bzw. Fensterreinigungsmittel), was zur typischen schweren metabolischen Azidose und zum oligurischen Nierenversagen führte. Beide erhielten eine antidotale Therapie mit Fomepizol und mussten dialysiert werden. Ein junger Mann wurde somnolent und hypoton und erlitt eine Aspirationspneumonie, nachdem er eine grössere Menge eines Desinfektionsmittels getrunken hatte. Eine Pa­tientin wurde komatös aufgefunden. Sie hatte er­brochen und entwickelte eine Aspirationspneumonie. ­Ursache war die Einnahme von Alkohol und eines ­Kalkreinigers zusammen mit Medikamenten.
Einem Mann mittleren Alters spritzte am Arbeitsplatz in einer Käserei ein stark saures Reinigungsmittel in Gesicht und Augen. Er erlitt zweitgradige Hautverätzungen und schwere Hornhautschäden mit Visusverlust. Bei einem weiteren Patienten geriet, ebenfalls ­beruflich, ein natriumhydroxidhaltiges Metallbrünierungsmittel auf die Nackenhaut. Die Hautverätzung musste mit einer Hauttransplantation chirurgisch ­versorgt werden. Einem anderen Mann geriet bei der Arbeit auf dem Bau ein korrosiver Betonkleber in die Augen, mit Visuseinschränkung trotz operativer Therapie (Transplantation von Amnionmembranen). Einem dritten Patienten spritzte am Arbeitsplatz beim Umschütten 50%ige Ameisensäure ins Gesicht, wobei 
die Augen ausgespart blieben. Er spülte die Stellen sofort ab und erlitt nur leichte Verätzungen, aber durch die Inhalation der Säuredämpfe einen schweren Bronchospasmus. Ebenfalls ein Bronchospasmus mit Sauerstoffsättigungsabfall trat bei zwei weiteren Patien-
ten auf. Einer hatte versehentlich ein Bleichmittel in eine Autobatterie gefüllt, worauf sich stark reizende Dämpfe bildeten, und beim andern kam es bei der Verwendung einer chlorhaltigen Schwimmbadchemikalie zur Bildung von Chlorgas, das er einatmete.

Stoffe in Landwirtschaft und Gartenbau

Mit Stoffen in Landwirtschaft und Gartenbau ereignete sich ein einziger schwerer Vergiftungsfall. Ein betagter Mann wurde nach Einnahme von Alpha-Chloralose tief komatös, erholte sich aber wieder.

Giftige Tiere

Insgesamt kam es 2015 in 17 Fällen zu mittelschwe-
ren und zweimal zu schweren Symptomen nach Bissen oder Stichen durch giftige Tiere (14 Schlangen5, 1 Fisch, 
2 Skorpione und 2 Insekten), drei der mittelschweren Fälle traten bei Kindern auf.
Die zwei schweren Fälle (beide bei Erwachsenen) wurden durch den Biss einer einheimischen Viper (Süd­europa) in den Fuss bzw. durch den Biss einer Klapperschlange (Crotalus basiliscus) in den Unterschenkel verursacht. Der Vipernbiss führte zu einer starken Schwellung, Thrombopenie und Gerinnungsstörungen mit Blutungen. Der Klapperschlangenbiss verursachte eine starke Schwellung und Gerinnungsstörungen; es wurde Antivenin verabreicht. Als Komplikation kam es zu einem allergischen Schock, einem ARDS und einem Myokardinfarkt mit Herzrhythmusstörungen, weswegen der Patient reanimiert werden musste. Wegen eines Kompartmentsyndromes wurde der Unterschenkel fasziotomiert.
Bei den mittelschweren Giftschlangen waren acht durch Bisse einheimischer Vipern (Vipera aspis oder 
V. berus) in entweder Hand (n = 6) oder Fuss (n = 2) in 
der freien Natur verursacht. Bei allen kam es zu Schmerzen und Schwellung, zum Teil mit systemischen Zeichen (Bewusstseinsverlust, Bradykardie, Hypotonie, Nausea, Erbrechen, Bauch- und Kopfschmerzen, Gerinnungsstörung, Rhabdomyolyse und Hämolyse). Fünf erhielten das Antivenin, und bei allen war der weitere Verlauf günstig. Die Hospitalisationszeiten betrugen zwischen 0 und 4 Tagen. Dazu kamen drei Bisse exotischer Giftschlangen (V. ammodytes, Dendroaspis viridis, Macrovipera schweizeri) in Haltung. Der Mambabiss führte untypischerweise zu starker Schwellung ohne Lähmung, das Antivenin wurde verabreicht. Beim Biss durch M. schweizeri traten Schwellung, Ne­krose und Thrombopenie auf, bei V. ammodytes eine Schwellung (bei beiden keine Antiveningabe).

Pilze

2015 ereigneten sich fünf schwere Pilzvergiftungen. In einem Fall ass ein Ehepaar ein Pilzgericht, in dem Fliegen- oder Pantherpilze (Amanita muscaria oder A. pantherina) waren. Die Frau war eine Zeit lang komatös, mit Bradykardie und Hypersalivation; sie erholte sich ohne Schaden. Bei dem Tischgenossen trat eine Gastro­enteritis auf. Die anderen vier schweren Fälle waren die Folge einer Einnahme von giftigen Röhrlingen, die mit Steinpilzen verwechselt worden waren. Alle Pa­tienten entwickelten eine schwere Gastroenteritis, die eine mehrtägige Hospitalisation erforderte. In allen Fällen waren die Pilze selbst gesammelt, aber nicht von einem Pilzexperten kontrolliert worden. Somit fehlt auch in allen Fällen eine mykologische Identifikation der Pilze.

Andere Noxen

Eine ältere Frau erlitt bei einem Wohnungsbrand ein Verbrennungstrauma mit Rauchgasinhalation. Der Verlauf war kompliziert mit Ausbildung eines Pneumo­thorax und -mediastinums, die Hospitalisation dauerte mehrere Wochen. Ein Landwirt atmete in ­einem Maissilo nitrose Gase ein und entwickelte eine Pneumonitis (Silofüllerkrankheit) mit progredienter Dyspnoe und Sauerstoffentsättigung.
Tabelle 2: Häufigkeit der Noxengruppen und Vergiftungsschweregrad der auswertbaren ärztlichen Rückmeldungen (Tox Info Suisse 2015) zu Giftkontakt beim Menschen (nur hohe Kausalität), Medikamente nach ATC-Codegruppen.
 ErwachseneKinderTotal
Noxengruppen/
SchweregradOLMSTOLMST  
Medikamente3681 12542519713318209 62 92 726 60,3%
davon 
Nervensystem
Atemwege
Bewegungsapparat
Kreislauf
Verdauung
übrige

241
  6
 42
 25
  5
 49

  925
   41
   69
   30
   18
   42

312
 37
 26
 18
 12
 20

166
  4
 10
 10 
  2
  5

 9
 –
 –
 1
 –
 3

105
 33
 44
 45
 30
 61

116
 26
 15
 11
 13
 28

 42
  7
  3
  2
  2
  6

 5
 2
 1
 1
 –
 –

–





1 921
  156
  210
  143
   82
  214
 
Haushaltsprodukte 37  160 51  5 1 96128 25 1  504 11,1%
Technische und gewerbliche Produkte 40  250 57 18 –  8 26  3 2  404  8,9%
Genussmittel, Drogen und Alkohol 17  144131 38 – 16 17  9 –  372  8,2%
Pflanzen  7   26 14  2 – 32 24  6 –  111  2,5%
Körperpflegemittel und Kosmetika 16   22  6  – – 20 24  6 1   95  2,1%
Pilze  2   17 17  5 – 16  3  2 –   62  1,4%
(Gift-)Tiere  1   25 14  2 –  2  6  3 –   53  1,2%
Produkte für Landwirtschaft und ­Gartenbau  5   22  5  1 – 13  2  – –   48  1,1%
Nahrungsmittel und Getränke  2   14 13  2 –  9  7  1 –   48  1,1%
Tierarzneimittel  1    6  2  – –  2  1  – –   12  0,3%
Andere oder unbekannte Noxen  4   51 14  2 –  4  9  3 –   87  1,9%
Total500186274927214536456120134522100%
Schweregrad des Verlaufs: O = asymptomatisch, L = leicht, M = mittel, S = schwer, T = tödlich.
Tabelle 1: Häufigkeit der Vergiftungen beim Menschen nach Noxengruppen (Tox Info Suisse 2015).
Noxengruppen/AltersgruppenErwachseneKinderAlter undefiniertTotal
Medikamente 5 858 5 1071310 978 35,3%
Haushaltsprodukte 2 605 5 544 5 8 154 26,2%
Pflanzen   575 2 229 1 2 805  9,0%
Körperpflegemittel und Kosmetika   344 1 821 – 2 165  7,0%
Technische und gewerbliche Produkte 1 577   381 3 1 961  6,3%
Nahrungsmittel und Getränke   794   574 6 1 374  4,4%
Genussmittel, Drogen und Alkohol   598   403 5 1 006  3,2%
Produkte in Landwirtschaft und
Gartenbau   406   391 1   798  2,6%
Pilze   234   154 2   390  1,3%
(Gift-)Tiere   264   123 –   387  1,2%
Tierarzneimittel    66    49 –   115  0,4%
Andere oder unbekannte Noxen   636   32310   969  3,1%
Total13 95717 0994631 102 100%
Dr. med. H. Kupferschmidt, eMBA-HSG
Direktor Tox Info Suisse, Zürich
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