Respekt den Erfahrenen gegenüber wäre nötig

Briefe / Mitteilungen
Édition
2017/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2017.05355
Bull Med Suisses. 2017;98(05):151

Publié le 31.01.2017

Respekt den Erfahrenen gegenüber wäre nötig

Brief zu: Taverna E. Hellsichtig. 
Schweiz Ärztezeitung 2017;98(1–2):50.
Ich frage mich, was Sie mit diesem Artikel wollen. Kraut und Rüben werden in einen Topf geworfen und am Schluss werden die Nahtoderfahrungen (NTE), die schon Millionen von Menschen erfahren haben, darunter auch Professoren und Wissenschaftler, und die heute gut erforscht sind, einfach unter den Tisch gewischt. Sie seien mit einfachen Experimenten widerlegt worden, was keineswegs stimmt. Von den Versuchen mit Rattenhirnen wollen wir gar nicht sprechen. Es geht nämlich um das Bewusstsein des Menschen, das sich durch ausserkörperliche Erfahrungen erweitert. Die Experimente von Dr. Olaf Blanke zeigen z. B., dass durch Elektrostimulation des Gehirns eine Patientin sich von oben sah, allerdings nur den unteren Teil des Rumpfes und die Beine. Sie schilderte visuelle Verzerrungen, u. a. dass ihre Beine kürzer ­geworden seien und sich auf ihr Gesicht zu­bewegt hätten. Das sieht eher nach Hallu­zination aus. Das hat mit ausserkörperlichen ­Erfahrungen bei NTE nichts zu tun. Eine NTE-Erfahrene sagte, wenn sie Wissenschaftler über Nahtoderfahrungen reden höre, komme es ihr vor, wie wenn ein Blinder über Farben doziere. Auch wenn man etwas nicht ver­stehen kann, weil man es nicht erfahren hat, wäre Respekt den Erfahrenen gegenüber nötig.
NTE-Erfahrene befinden sich ganz ausserhalb ihres Körpers, können mit Erstaunen alles ­sehen und hören, und auch Blinde können ­sehen. Sie können durch Decken und Wände ins All fliegen. Einem Patienten wurde bei der Reanimation das Gebiss herausgenommen und in eine Schublade des Instrumenten­wagens gelegt. Er hat das in seiner NTE gesehen. Als er wieder aus dem Koma erwachte, fand die Schwester die Zähne nicht mehr. Der Patient konnte genau sagen, wo sie suchen musste.
Bei einer NTE kommen 13 Elemente immer wieder vor, nicht jeder erlebt immer alle zusammen. Es gibt aber eine Skala nach Greyson, die definiert, ab wann es sich um eine NTE handelt. Wenn jemand nur den Anfang erlebt, ist das noch keine NTE. Diese Leute neigen dann dazu, NTE als Durchblutungsstörungen abzutun. Die eindrücklichsten Elemente sind nach dem Tunnel die Licht/Liebe-Erfahrung, der Lebensrückblick und das Allwissen. Beim Lebensrückblick gibt es auch Skeptiker, die meinen, das sei ein Abwehrmechanismus der Psyche, durch irgendwelche elektrische Entladungen würden Erinnerungen aktiviert. Bei einem Lebensrückblick werden aber alle Gedanken, Gefühle und Handlungen kristallklar gesehen, und nicht nur das; in der genauen Beurteilung werden auch alle Zusammenhänge der Taten und Gedanken klar. Es ist eine mentale Hochleistung. Ein NTE-Er­fahrener beschrieb es so: «… Alles, was ich je gedacht, getan, gesagt oder gehasst, wann immer ich geholfen oder nicht geholfen habe, oder hätte helfen sollen, lief vor mir ab. Wie gemein ich zu andern war, wie gemein ich auch zu Tieren war, sogar die Tiere hatten Gefühle gehabt. Es war schrecklich … Ich sah, wie das, was ich getan, sich auf andere Menschen und ihr Leben ausgewirkt hat. Erst da hab ich erkannt, dass jede kleine Entscheidung sich auf die ganze Welt auswirkt.» Beim Lebensrückblick wird jedem klar, aus was für Motiven er handelte. Er fühlt auch die Empfindungen in sich, die er bei andern ausgelöst hat. Er erlebt auch all die schönen Momente des Lebens.
Der Lebensrückblick ist eine Fundgrube, jedem ist nachher ganz klar, um was es im ­Leben geht und wie sich das auswirkt.
Das Wunderbarste ist die Licht/Liebe-Erfahrung, meist wird sie als personifiziert beschrieben. Man kann das überhelle, nicht blendende Licht nicht mit irgendetwas im Alltag beschreiben. Auch die Ekstase der Liebe kann man mit nichts vergleichen. Das hat nichts mit Serotonin oder Endorphinen zu tun. Das kann nur jemand sagen, der das nie erlebt 
hat. Ich habe das erlebt, darum weiss ich es und niemand kann mir das wegrationalisieren.
Ich habe hier leider nicht den Raum, aber die Erkenntnisse in der Physik gehen in Richtung: Geist schafft Materie. Was ich auch logisch finde.