Savoir

Le patient de Genève fait renaître l’espoir d’une guérison

DOI: https://doi.org/10.4414/bms.2023.22085
Date de publication: 30.08.2023
Bull Med Suisses. 2023;104(35):78-79

Julie Zaugg

HIV Mehrere Fortschritte lassen auf die Entdeckung einer heilenden Behandlung für HIV hoffen. Dazu gehört die Meldung einer anhaltenden Remission in der Schweiz. Die Forschung schreitet auch im Bereich der Prävention voran.

Die Nachricht war eine Sensation auf der Konferenz der Internationalen AIDS-Gesellschaft, die Ende Juli in Brisbane stattfand [1]. Ein HIV-Patient, der an den Universitätskrankenhäusern Genf (HUG) behandelt wird, befindet sich in Remission, nachdem er eine Stammzelltransplantation zur Behandlung von Leukämie erhalten hatte. Er konnte seine antiretrovirale Behandlung vor 20 Monaten absetzen. Tests weisen bei ihm weder Viruspartikel noch ein aktivierbares Reservoir nach.

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Am Institut Pasteur entdeckte Fragmente des bNAb EPCT112-Antikörpers bilden einen Komplex mit dem Hüllprotein des HIV-1.

© Institut Pasteur

Hoffnung auf heilende Behandlung

Wenn sich die Remission als dauerhaft erweist, wäre er der sechste Mensch weltweit, der das Virus losgeworden ist. Die ersten fünf erhielten alle Zellen mit einer seltenen genetischen Mutation, CCR5-Delta32, die verhindert, dass HIV die Zellen des Immunsystems infiziert. Bemerkenswert ist, dass der Patient aus Genf Stammzellen ohne diese Mutation erhielt. «Das Transplantationsverfahren ist aufwendig und nicht in grossem Massstab übertragbar. Aber dieser Durchbruch eröffnet neue Perspektiven bei der Suche nach einer Heilung von HIV», bemerkt Prof. Dr. med. Alexandra Calmy, Leiterin der HIV-Abteilung der HUG, die den Patienten betreute.

Eine Hypothese zur Erklärung der Remission ist das immunsuppressive Medikament Ruxolitinib, das der Patient einnimmt, um eine Abstossung des Transplantats zu verhindern. «Wir glauben, dass es dazu beitragen könnte, eine Reaktivierung des Virus zu verhindern», sagt die Ärztin. Dies wird zusammen mit einem Team aus Atlanta erforscht, das sich bereits mit diesem Immunsuppressivum befasst hat.

Andere vielversprechende Wege

Welche weiteren Ansätze bestehen weltweit, um Betroffene von HIV-Infektionen zu behandeln oder allenfalls gar zu heilen? Ein Ansatzpunkt sind NK-Lymphozyten, , sagt Alexandra Calmy. Diese Zellen des Immunsystems eliminieren Tumorzellen und Zellen, die mit einem Virus infiziert sind. Nach dem Vorbild der Immuntherapien in der Onkologie wird untersucht, ob das Immunsystem von Patientinnen und Patienten auch zur Heilung von HIV eingesetzt werden kann.

Grosse Hoffnungen ruhen ausserdem auf neutralisierenden Antikörpern mit breitem Spektrum, den bNAb. Sie können mehrere Virusstämme deaktivieren und anderen Zellen des Immunsystems helfen, die infizierten Zellen zu eliminieren. Ende Juli gab das Institut Pasteur die Entdeckung eines bNAb – des Antikörpers EPTC112 – bekannt, der auf das Hüllprotein von HIV abzielen kann [2]. Bis Ende des Jahres wird eine klinische Studie mit 69 Personen eingeleitet.

Ein weiterer Weg, der erforscht wird, ist die Verwendung des gentechnischen Tools CRISPR, das als Infusion oder über ein deaktiviertes Virus verabreicht wird, um Teile des Genoms des HIV-Virus auszuschneiden und es so zu neu-tralisieren. Eine klinische Studie des kalifornischen Start-ups Excision BioTherapeutics wird bereits durchgeführt [3].

Impfstoffsuche beschleunigen

Bei den Impfstoffen sind die Fortschritte weniger vielversprechend. «In den letzten 40 Jahren wurden nur fünf Impfstoffkonzepte am Menschen getestet. Keines davon hat eine hohe Wirksamkeit gezeigt», sagt Dan Baruch vom Forschungszentrum für HIV und Impfstoffe an der Harvard University. Die Fortschritte bei den mRNA-Impfstoffen werden jedoch «den Prozess der iterativen Erprobung verschiedener Impfstoffkonzepte beschleunigen», glaubt er. Moderna hat vor Kurzem drei klinische Studien auf der Grundlage einer mRNA-Plattform begonnen [4].

Auch bei den antiretroviralen Therapien wurden Fortschritte erzielt. «Wir haben jetzt Langzeittherapien, die mit einer nur alle zwei Monate nötigen Injektion verabreicht werden», bemerkt Benjamin Hampel, HIV-Spezialist und Co-Leiter des Gesundheitszentrums Checkpoint Zürich. Halbjährliche oder jährliche Behandlungen sind in der Entwicklung.

Angesichts dieser Fortschritte und der Tatsache, dass Patientinnen und Patienten unter antiretroviraler Therapie fast die gleiche Lebenserwartung haben wie Nichtinfizierte: Ist es immer noch notwendig, HIV heilen zu können? Benjamin Hampel sagt: «Es ist immer noch wichtig. In einigen Teilen der Welt haben viele Betroffene keinen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten und sterben weiterhin an HIV. Das betrifft etwa Afrika südlich der Sahara, Osteuropa und die USA.» Ende 2022 waren von den 39 Millionen Menschen mit HIV 9,2 Millionen nicht in Behandlung [5].

Ausserdem haben antiretrovirale Medikamente gemäss Hampel Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Leber- und Nierenerkrankungen. Hinzu komme ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Osteoporose.

Vorbeugen ist besser als heilen

Ein weiterer Ansatz gewinnt im Zusammenhang mit HIV an Bedeutung: die Verhinderung der Übertragung des Virus. Die Stadt Sydney hat es geschafft, die Übertragungsrate im Stadtzentrum zwischen 2010 und 2022 um 88 % zu senken [6]. Damit ist Sydney die erste Region der Welt, in der die Krankheit gemäss den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerottet wurde.Die WHO will diesen Erfolg bis 2030 weltweit erreichen.

«Dieses Ergebnis wurde dank der häufigen Anwendung der Präexpositionsprophylaxe – kurz PrEP – erzielt, die HIV-negativen Risikogruppen verabreicht wird, um sie vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen», erklärt Alexandra Calmy. Das Präparat besteht aus zwei Molekülen – Emtricitabin und Tenofovir – und blockiert ein Enzym, das das HIV benötigt, um sich zu replizieren.

In der Schweiz verfolgt Benjamin Hampel im Rahmen der Initiative SwissPrEPared [7] einen ähnlichen Ansatz. Er sagt: «Die PrEP funktioniert nur, wenn sie regelmässig wie vorgeschrieben eingenommen wird. Wir haben daher Tools entwickelt, um eine Nichteinhaltung zu verhindern. Dazu gehören etwa Verpackungen mit einem elektronischen Timer, der anzeigt, wann die letzte Dosis eingenommen wurde, oder Schlüsselanhänger, die es ermöglichen, immer eine Dosis bei sich zu tragen.» Die Initiative trägt bereits Früchte. Zwischen 2019 und 2021 sank die Zahl der Neuinfektionen in der Schweiz von 426 auf 318 im Jahr [7].

Literatur

1 https://www.iasociety.org/conferences/ias2023/takeaways-from-ias-2023

2 https://www.pasteur.fr/fr/espace-presse/documents-presse/remission-infection-vih-1-decouverte-anticorps-neutralisants-large-spectre-impliques-controle-du

3 https://www.biospace.com/article/releases/excision-biotherapeutics-announces-gene-therapy-publication-of-pre-clinical-data-supporting-its-first-in-class-crispr-based-gene-therapy-candidate-designed-to-functionally-cure-hiv-1/

4 https://investors.modernatx.com/news/news-details/2022/IAVI-and-Moderna-Launch-Trial-of-HIV-Vaccine-Antigens-Delivered-Through-mRNA-Technology/default.aspx

5 https://www.who.int/data/gho/data/themes/hiv-aids et https://www.unaids.org/en/resources/presscentre/pressreleaseandstatementarchive/2023/july/unaids-global-aids-update

6 https://www.iasociety.org/conferences/ias2023/takeaways-from-ias-2023

7 https://www.swissprepared.ch/en/

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