Besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung für Geflüchtete

Briefe an die Redaktion
Édition
2023/10
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2023.21541
Bull Med Suisses. 2023;104(10):27

Publié le 08.03.2023

Besserer Zugang zur Gesundheitsversorgung für Geflüchtete

Vielen Dank für den interessanten Artikel «Im globalisierten Wartezimmer». Aus eigener Erfahrung kann ich die Einschätzungen von PD Dr. med. Matthis Schick nur teilen: Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist sowohl für Geflüchtete als auch für ein nicht unbedeutender Anteil der ausländischen Bevölkerung aktuell nicht gewährleistet. Das ist sowohl ein medizinethisches als auch ein gesundheitsökonomisches Problem. Ohne die genügenden Kommunikationsmöglichkeiten können die Patientinnen und Patienten nicht effizient über ihre Anliegen berichten. Ferner kann das medizinische Personal ohne diese Informationen weder diagnostisch noch therapeutisch richtig handeln. Damit werden der medizinischen Falsch- und verteuerten Versorgung alle Türen geöffnet.
In meiner Funktion als Gemeinderat in der Stadt Zürich habe ich deshalb vor Jahren ein Pilotprojekt zur Verbesserung – und vor allem Finanzierung – der interkulturellen Übersetzungs- und Dolmetscherdienste vorangetrieben [1]. Nach etlichen Diskussionen mit dem Stadtrat und der Verwaltung wird es im Verlauf der nächsten Monate starten. Damit verpflichtet sich die Stadt Zürich innerhalb der eigenen Institutionen (Stadtspital, Ambulatorien, Gesundheitszentren fürs Alter) «für die Verständigung mit der fremdländischen Bevölkerung zu garantieren». Das heisst: Patientinnen und Patienten und Behandelnde haben das Recht, eine Dolmetscherin respektive einen Dolmetscher zu verlangen, ohne dass die Finanzierungsfrage als erste – und vor den medizinischen – gelöst werden muss.
In diesem Sinne: Das erwähnte Problem besteht weiterhin, aber wenigstens haben wir nun Versuchsorte, wo es an der Wurzel angepackt werden kann. Sollte das Projekt gut anlaufen, dann könnten auch andere Städte beziehungsweise Kantone denselben Weg gehen. Ebenfalls müssten zukünftig auch Kooperationen mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gesucht werden. Damit auch diese Versorgungshürden in den Praxen irgendwann der Vergangenheit angehören.
Dr. med. David Garcia Nuñez, Zürich