Korrekte Anwendung von Arzneimitteln

Briefe an die Redaktion
Édition
2023/04
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2023.21333
Bull Med Suisses. 2023;103(04):18

Publié le 25.01.2023

Korrekte Anwendung von Arzneimitteln

Medikamente sind allein nur wegen der Arzneiform beratungsbedürftig. Die Information und Aufklärung des Patienten über die korrekte Anwendung seiner Arzneimittel ist nebst den Aspekten über die Wirkung des Medikaments von zentraler Bedeutung. Hier sind auch die MPA insbesondere in Arztpraxen mit einer Patientenapotheke gefordert. Viele Medikamente sind kompliziert anzuwenden. Eine Tablette zu schlucken ist relativ einfach, schwieriger ist die sichere Anwendung anderer Arzneiformen wie zum Beispiel Inhalativa oder wenn Erkrankte sich selbst spritzen müssen. Patienten erkundigen sich, ob die Tablette geteilt oder der Inhalt einer Kapsel in Wasser gelöst werden darf. Eine einmalige Beratung der Patienten bei der Abgabe von mehreren Arzneimitteln oder eines Rezeptes sichert auf die Dauer nicht deren richtige Anwendung. Vier von zehn betroffenen Patienten, die dauerhaft drei oder mehr Arzneimittel brauchen, verwenden auch Arzneimittel, die nicht geschluckt werden. An erster Stelle stehen Arzneimittel zur Inhalation (14% der Patienten), knapp gefolgt von Arzneimitteln zur Anwendung am Auge (13%) und Arzneimitteln, die selbst gespritzt werden wie beispielsweise Insulin (12%). Diese Ergebnisse stammen aus einer Forsa-Umfrage 2021 im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) [1]. Fast alle Patienten, die «schwierige» Arzneiformen anwenden, fühlen sich im Umgang mit ihren Medikamenten recht sicher. Aber bei mehr als der Hälfte (53%) dieser Patienten fand nie eine Überprüfung der sicheren und richtigen Anwendung durch eine medizinische oder pharmazeutische Fachkraft statt. Patienten wähnen sich teilweise in falscher Sicherheit. Es kann aber nur nachhaltig funktionieren, wenn sich jemand aus dem Praxisteam die Selbstanwendung von den Patienten zeigen lässt, anschliessend auf mögliche Anwendungsprobleme individuell eingeht und sie behebt. Was bedeutet dies für die MPA? Sie setzen sich vertieft mit den Arzneimittelformen auseinander. Sie kennen die wichtigsten Arzneiformen, ihre besonderen Eigenschaften und Unterschiede. Sie können den Patienten bei Fragen über Arzneiformen Auskunft geben. Sie können falls nötig anspruchsvolle Arzneiformen korrekt in der Praxis am Patienten anwenden beziehungsweise erklären.
Rudolf Wartmann, Berater im Gesundheitswesen, Wettingen
1 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/patienten-brauchen-mehr-unterstuetzung-128446/