Wollen Kranke Kunden sein?

Briefe an die Redaktion
Édition
2022/40
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2022.21108
Bull Med Suisses. 2022;103(40):21

Publié le 04.10.2022

Wollen Kranke Kunden sein?

Die Krankenkassenprämien werden wie die Strompreise steigen. Santésuisse profiliert sich mit «politischen Forderungen». Vor nicht allzu langer Zeit waren Krankenkassen Genossenschaften, wie die «Eid-Genossenschaft», nur der Solidarität verpflichtet, für ihre kranken Mitglieder. Die «Christlich Soziale Krankenkasse» CSS hat immerhin noch ihren zweckdienlichen Namen behalten. Der Samariter aus der Bibel sagt klar, was für alle Sozialversicherungen gelten sollte.
Erbrachte Leistungen der Landärzte bezahlen sie nur, wenn diese ihnen so passen, − bis es keine mehr hat. Ihre für teures Geld angeworbenen und in teuren Liegenschaften betreuten Kunden können ja auch in die Apotheke oder ins Spital gehen, wenn sie krank werden, sofern sie noch gehen können. Wenn sie bereits krank sind, sollen sie die Kasse wechseln.
Schlechte Risiken sind marktwirtschaftlich nicht interessant. Fragen Sie Ihre Kasse, warum sie für die Werbung und Verwaltung wie viel von ihren Prämien ausgibt.
In unserer Gesundheitspolitik ist Werbung somit ein toxischer Algorithmus. Wachstum und Sparen ist ökonomisch nur auf Kosten Schwacher möglich. Dies aber widerspricht der Solidarität.
Früher sagte man bei Fehleinschätzungen nur, da hat sich jemand verrechnet. Heute hat man erkannt, dass manche sich mit Absicht so ein bisschen verrechnen. Einige tun dies, um mehr Geld zu ergattern, andere aus machtpolitischen Gründen. Ein wenig Narzissmus ist wohl für aussergewöhnlich hart arbeitende Menschen wie Politiker und Wissenschaftler notwendig, zu viel ist aber gefährlich für ein Volk (Putin, Trump)!
Natürlich könnte man die Kopfprämien der Krankenkassen beträchtlich senken, wenn arbeitsmedizinische Aspekte korrekt akzeptiert würden. COVID-Infektionen bei und wegen der Arbeit kann der Bundesrat in eigener Kompetenz als Berufskrankheit anerkennen. Die Finanzierung von Long COVID und die Prophylaxe (zum Beispiel Masken, Impfungen) wäre so ohne kantonale Unterschiede gleich und besser finanziert.
Dr. med. Markus Gassner, Landarzt, Grabs