Zuerst TARDOC genehmigen, EPD so nicht

Briefe / Mitteilungen
Édition
2022/12
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2022.20637
Bull Med Suisses. 2022;103(12):389

Publié le 22.03.2022

Zuerst TARDOC genehmigen, EPD, so nicht

Kollege Huber schreibt vom gesundheitspolitischen Reform-Furor. Das elektronische Patientendossier soll unbedingt noch in diesem Jahr erzwungen werden. Man versprach den praktizierenden Ärzten eine freiwillige Teilnahme, durch die Hintertüre wurde das EPD ganz geschickt aufgegleist. Im Nationalrat wurde das KVG ergänzt um folgenden Zusatz: Die Praxisbewilligung ist an die Führung der elektronischen KG gekoppelt. Ausnahmebewilligungen gibt es nur für Ärzte, welche in den nächsten 5 Jahren die Pensionierung erwägen. Ohne elektronische KG kann man natürlich auch das EPD nicht bewirtschaften.
Das EPD ist nur sinnvoll, wenn folgende drei Rubriken ständig aktualisiert werden: Die wichtigsten fünf Diagnosen, die aktuelle Medikamentenliste und Allergien. Hierfür muss es ein einfach zu findendes und auszufüllendes Feld geben. Ob die Hausärzte überhaupt Zeit haben, um ständig die Dossiers zu ak­tualisieren, ist eine andere Frage. Und da wir jetzt schon zeitlich als Grundversorger eingeschränkt werden mit der Konsultationsdauer ist für die Bewirtschaftung des EPD eine separate Tarifposition einzuführen. Dies darf nicht über die Position «ärztliche Leistungen» erfolgen. Die ärztlichen Leistungen sind ja auch limitiert und öfters nicht ausreichend, wie wir alle wissen.
Bevor man mit der Forderung EPD auf uns zukommt, ist zuerst der TARDOC zu genehmigen. Hierfür wurde von den kantonalen Tarifexperten viel Geld und Zeit investiert. Der neue Arzttarif ist überfällig. Nachher kann das EPD überarbeitet werden, aber nur mit Abstimmung und Rücksichtnahme auf uns Hausärzte. Wir wollen nicht eine lose Dokumentensammlung ohne Übersicht. So erfüllt das EPD seine Funktion als orientierende Hilfe überhaupt nicht. Jeder kann in das EPD Akten reinstellen und reinfüllen. Zeit, um seitenweise Akten zu lesen und zu sortieren, hat niemand.