Ganz anders die Geschichte, die Sally Rooney, die im Moment gefeierte dreissigjährige Bestsellerautorin aus Dublin, schildert. Ihre beiden Protagonistinnen, beide im ähnlichen Alter wie die Autorin, Alice, eine erfolgreiche Schriftstellerin, und Eileen, die in einem Verlagshaus arbeitet, kennen sich aus der gemeinsamen Schulzeit. Sie kommunizieren nicht (wie früher) mit Briefen, sondern senden sich längere E-Mails, in denen sie ihre Umgebung, ihre Gedanken, ihr Befinden und das Leben rund um sie herum beschreiben: Die Luft ist toxisch, im Wasser hat es Mikroplastik und im Essen hat es krebserregendes Teflon. Man ist sich einig, dass es mit der Zivilisation abwärtsgeht. Den Partner sucht man über Tinder, man ist ausgebrochen aus dem Elternhaus, das Leben scheint offen, man hat unkomplizierten Sex, aber so richtig froh wird man dabei nicht. Wo ist da eigentlich die schöne Welt? Und man realisiert (erstaunt?), dass das Leben trotz vielen, über die Jahrzehnte weggefallenen Konventionen nicht einfacher, nein, komplizierter geworden ist.