Irrungen und Wirrungen der Corona-Forschung und -Politik

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/47
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20357
Bull Med Suisses. 2021;102(47):1570

Publié le 23.11.2021

Irrungen und Wirrungen der Corona-Forschung und -Politik

Sehr geehrter Herr Professor Tanner
Als Sie am Anfang der Corona-Epidemie Zeit fanden, mit mir zu korrespondieren, habe ich es sehr geschätzt. Ich begriff, dass als Folge ­Ihrer steigenden Belastung auf meine kritischen Bemerkungen und Vorschläge, oft in Form von Leserbriefkopien, Ihrerseits kein Echo mehr kam.
In meiner Verzweiflung über die gegenwärtige Corona-Politik im Allgemeinen und die epidemiologische Forschung im Besonderen wende ich mich wieder an Sie.
Die verantwortlichen Instanzen und Institu­tionen, samt Bundesrat, lassen sich zu wenig beraten. Ziehen sie Psychosoziologen bei, wenn sie entscheiden, wie die Impfquote zu erhöhen sei? Dazu braucht man kein grosses Gremium (s. Task Force), sondern 2–3 Fachleute, die sich kurz, bündig und schnell äus­sern.
Leider kam die nächste Corona-Welle, und wieder nützen wir sie nicht dazu, mehr über die Gründe und Einflüsse auf ihre Verbreitung zu erfahren und somit auch die erfolgreichen Massnahmen zu ergreifen und nicht mit undifferenzierten und schädlichen Lockdowns zu drohen. Eine Zeitung, die NZZ (und nicht die Fachleute), lieferte überzeugend Zahlen über den Zusammenhang zwischen der Impfquote und der Zahl der Corona-Fälle. ­Machen wir uns die Mühe und analysieren wir, warum die Infektionszahlen zwischen zwei vergleichbaren Kantonen, Städten, Re­gionen so stark differenzieren? Schauen wir, warum die Corona-Zahlen wieder in anderen Ländern steigen? Zum Beispiel Dänemark und Island haben zuverlässige Tracing-Systeme.
Wie wollen wir ohne solche Unterlagen die Menschen überzeugen und Vertrauen in die Institutionen und Massnahmen bringen, damit auch ihre Wirksamkeit steigt?
Mit besten Grüssen