Kreis unbedingt weiterziehen

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/3132
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20030
Bull Med Suisses. 2021;102(3132):995-996

Publié le 04.08.2021

Kreis unbedingt weiterziehen

Als Vertreter der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) äussern sich der Autor und die Autorin zur zuneh­menden Ökonomisierung der Medizin. Die grösste medizinische Fachgesellschaft hat als erste medizinische Fachgesellschaft den «Ärzte Kodex – Medizin vor Ökonomie» der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. unterstützt. Im Artikel wird darauf hingewiesen, dass mit der Unterstützung des Ärzte Kodex eine öffentliche Debatte angestossen werden soll: «Im Kampf für eine massvollere, patientenzentrierte Medizin ist eine breite Unterstützung aus den Reihen der Ärzteschaft notwendig.»
Spontan stellte sich mir die Frage, weshalb diese dringend notwendige Sensibilisierungskampagne nur auf die Ärzteschaft beschränkt sein soll. Als Mitarbeiter in verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen musste ich leider miterleben, wie sich über Jahre hinweg die Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und Pharmaindustrie einseitig verhärtete. Türen von Arztpraxen und Abteilungen in Kliniken wurden für Kontakte mit der Pharma­industrie zunehmend geschlossen, und dies trotz beidseitiger Selbstregulation (Pharma-Kodex, Pharmakooperations-Kodex bzw. SAMW-Richtlinien) und klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen.
In der Corona-Pandemie wurden nun erste Lockerungen möglich. Beispielhaft wurde aufgezeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Ärzteschaft, Behörden und Pharmaindustrie gelingen kann. Warum lässt sich diese Zusammenarbeit nicht auf weiteren Ebenen locker und vorurteilslos weiterführen?
Ich bin überzeugt, dass die Branchenverbände der pharmazeutischen Industrie mit ebenso grosser Überzeugung die Anstrengungen der Kampagne gegen die Ökonomisierung der Medizin unterstützen würden. Es wäre ein guter Moment, um von Ärzteseite verschlossene Türen wieder zu öffnen, den Kontakt zur Pharmaindustrie bewusst zu suchen, zu pflegen und gemeinsam einer Sache zu dienen, welche eine massvolle patientenzentrierte Medizin ins Zentrum stellt.