Faszination beim Schuhkauf

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/2930
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.20010
Bull Med Suisses. 2021;102(2930):958

Publié le 20.07.2021

Faszination beim Schuhkauf

Dieser Artikel beschreibt das Pedoskop, den Röntgenapparat, der das Fussskelett innerhalb von Schuhen sichtbar macht und uns als Kinder beim Schuhkauf faszinierte. Mein zeitweiliger Pultnachbar im Gymer, später in Bern Ordinarius für ein chirurgisches Fach am Inselspital und mein Fakultätskollege, tauschten gestern am Telefon unsere Jugenderfahrungen mit diesem Apparat aus. Er schilderte, wie ihn das Bild seiner Schuhe mit seinen Fussknochen dermassen beeindruckte, dass er diese Schuhe sofort wählte. Erst beim Tragen zuhause bemerkte er, dass die Schuhe viel zu eng waren. Diese Erfahrung wiederholte sich ein weiteres Mal.
Aus unserer späteren Einsicht hatte Ueli das Subjektive, nämlich die Gefühle aus seinen Füssen, ausgeblendet. Wir wussten damals noch nicht, dass die Natur des Menschen nicht einfach physikalisch-chemisch zu verstehen ist, sondern, dass die Natur des Menschen eine biopsychosoziale ist.
Die Entwicklung der Medizin seit René Descartes ab dem 17. Jahrhundert ist betont physikalisch-chemisch gerichtet. Dass dabei der Mensch verloren geht, hat der grosse Kliniker William Osler (1849–1919) mit seinen Worten erfasst: «The good physician treats the dis­ease, the great physician treats the pa­tient who has the disease.»
«Das Gefahrenpotenzial», schreibt Iris Ritzmann, «schien nicht zum Bild einer hochmodernen Medizin zu passen», obwohl die Gefahren von Röntgenstrahlen zur Zeit unserer Jugend wohlbekannt waren.