Impfen ist nichts anderes als immunologische Bildung

Briefe / Mitteilungen
Édition
2021/05
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2021.19581
Bull Med Suisses. 2021;102(05):173

Publié le 02.02.2021

Impfen ist nichts anderes als immunologische Bildung

Jeder Mensch hat einen Anspruch auf Bildung. Dies gilt als Menschenrecht. Es gibt Menschen, die in Selbstverantwortung nur homöopathische Dosen von Bildung für sich und ihre Kinder möchten. Diese Freiheit muss man ihnen gewähren, soweit sie damit andere nicht gefährden.
In allen Schulen vermitteln Lehrer die Bildung der Kinder, Adoleszenten und Erwachsenen. Sie sind wichtig, weil sie Wissen über ­immunologische Zusammenhänge lehren. Deshalb sollten sie in Anerkennung dieser Aufgabe auch nach dem direkt betroffenen Pflegepersonal prioritär die Möglichkeit einer Impfung erhalten (bildungspolitische Win-win-Situation). Lehrer, welche sozial benachteiligte Adoleszente und junge Erwachsene unterrichten, sind vermehrt gefährdet.
Die gelagerten Impfdosen über eine Woche in einem Kühlschrank der Armee, eines Kantons oder eines Arztes ist ein Mass für die Effizienz der Corona-Impfprogramme. Welcher Kanton hat die meisten erhaltenen Impfdosen unter der Haut jener Personen, welche diese Impfung besonders notwendig haben? Nur dort wirken Impfstoffe. Irgendwie wird in der kleinen Schweiz das weltweit so hoffnungsvoll angestrebte Ziel einer raschen und gerechten Verteilung der knappen Impfstoffe adminis­trativ erschwert.
Wenn die Hausärzte die wirksame Impfselektion ihrer Patienten übernehmen, ist dies gemäss dem Zweck der sozialen Gerechtigkeit sinnvoll. Wenn sie die Impfungen auch gleich selbst durchführen dürfen, ist dies wirtschaftlicher, als ein Rezept für Impfstellen auszustellen (WZW).
Es gibt genügend Ärzte, sicher auf dem Land, welche ihre Risikopatienten sofort impfen möchten und könnten. Manche administrativen Ausreden behindern die effektive Ver­teilung der Impfstoffe, wie Kühlschränke, ­Organisation und Aufteilen zu grosser Impfstoffpakete, inkompatible Statistiken, Aufbau von Impfzentren usw.
Wegen der aktuellen Lage der Epidemie ist auch rasches Impfen notwendig.
Testen zwecks relevanter Quarantäne sowie Massnahmen zwecks effizienter Virusreduktion über reduzierte Kontakte, Schutzwände, Masken bei Ausscheidern und Empfängern ersetzen keine Impfungen.
Noch braucht es alle Massnahmen. Nur gleichzeitig wirken sie am besten.