Zuerst die Masken, dann die Schnelltests – hat auch unsere Lernkurve eine zweite Delle?

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/48
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.19408
Bull Med Suisses. 2020;101(48):1612

Publié le 24.11.2020

Zuerst die Masken, dann die Schnelltests – hat auch unsere Lernkurve eine zweite Delle?

Das BAG gibt aktuell die Anzahl täglicher Schnelltests mit «einigen Hundert» an, kaum ein Prozent des aktuellen Testvolumens. Noch im St. Galler Tagblatt vom 14.11.2020, zwei Wochen nach der Einführung der Schnelltests, betont ein Berufskollege aus dem Thurgau deren ­Unzuverlässigkeit. Dabei hatte bereits am 30.10.2020 Prof. Vernazza in einem Fachbeitrag (www.infekt.ch) darauf hingewiesen, dass der Mismatch beider Methoden (PCR resp. Viruskultur und Antigen-Test) geringer als erwartet ist (Andrew Pekosz et al., BMJ, ­https://doi.org/10.1101/2020.10.02.20205708). Meine eigene Erfahrung in einer Schwerpunktpraxis für COVID-19-Tests in den vergangenen zwei Wochen stützt diese These, ­allerdings mit bisher einstelligen Fallzahlen. Ich nehme übrigens an, dass im Kanton St. Gallen die Schnelltests dank der Haltung des Kantonsarztamtes überproportional häufig angewendet werden, ein Segen für die Bevölkerung.
Ich fürchte sehr, dass die Ärzteschaft den Fehler wiederholt, den die Gesundheitsbehörden im Umgang mit der Maskenpflicht gemacht haben: Zuerst schlechtreden, dann erschreckt über fehlende Massnahmen klagen und dann flächendeckende Anwendung propagieren. Die zweite Delle unserer Lernkurve ist zu tief!