Medizin, Drittwelthilfe und Klima

Briefe / Mitteilungen
Édition
2020/12
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2020.18744
Bull Med Suisses. 2020;101(12):420

Publié le 17.03.2020

Medizin, Drittwelthilfe und Klima

Wenn nicht Médecins Sans Frontières und viele andern NGOs gegen Windmühlen kämpfen sollen, ist es an der Zeit, den Zusammenhang zwischen Medizin, Drittwelthilfe und Klimaschutz zu sehen und danach zu handeln. Der Übersicht halber zähle ich hier ­nummerierte Statements auf:
1. Der Einsatz unserer Medizin in der Dritten Welt hat zunächst zu einem massiven Bevölkerungszuwachs geführt, der Umwelt und Klima bedroht.
2. Die Bildung besonders der Frauen wird zu einer Plafonierung der Weltbevölkerung führen (s. z.B. Beat Richners Biographie).
3. Die zunehmende Verwüstung und Überflutung von Kulturland ist ein wesent­licher Faktor der zunehmenden Flüchtlingsströme nach Norden.
4. Die Klimaerwärmung trifft uns bloss marginal, die Auswanderer jedoch unbarmherzig stark.
5. Der für die Erwärmung hauptsächlich verantwortliche CO2-Ausstoss geht auf das Konto aller Menschen, wenn auch über ganz verschiedene Mechanismen: hier Überkonsum, Foodwaste und Reisesucht, dort Nachholbedarf.
6. Die Wachstumsideologie in Wirtschaft und Konsum ist mit dem Klimaschutz nicht vereinbar.
Welches sind nun die Konsequenzen für uns Luxusgewohnte und insbesondere uns Ärztinnen und Ärzte? Statt einer Maximierung ist eine Optimierung der Medizin, der Wirtschaft, der Mobilität, des Konsums, der Entwicklungshilfe anzustreben und sind all diese ­Gebiete zu integrieren. Es ist sinnlos, das WEF und die Klimakonferenzen nebeneinander laufen zu lassen. Nullwachstum ist anzustreben. Drittwelthilfe sollte nicht nur die Sterblichkeit, sondern auch die Bildung umfassen. Persönliches freiwilliges Handeln im Kleinen ist gut, Steuerung durch Lenkungsabgaben und Gesetze aber besser und nicht mehr zu umgehen. Und, was wir Ärztinnen und Ärzte schon lange wissen, die Lebensqualität vermindert sich nur bedingt durch Verzicht, kann sogar zunehmen. Suchen wir auch ein gutes Gleichgewicht zwischen millionenschweren Therapien und der natürlichen ­Annahme unseres Schicksals als Teil der Schöpfung.