In den Erklärungen zur JCI-Volksinitiative liest man oft: «Wegen Organmangel stirbt in der Schweiz jeden zweiten Tag ein Mensch» (die Angaben variieren ein bisschen). Solche Information grenzt an Irreführung. Die Menschen, die vergeblich auf eine Transplantation gewartet haben, sterben wegen ihrer Krankheit. Vielleicht darf man in gewissen Fällen annehmen, dass der eine oder andere Patient später gestorben wäre, wenn ein Organ zur Verfügung gestanden wäre. Wie aber die Frequenz «alle zwei Tage» ermittelt wurde, bleibt unklar. Die Patienten, die so schwer krank sind, dass sie in den nächsten 2–4 Tagen sterben, stehen ja vermutlich nicht mehr ganz oben auf der Warteliste der potentiellen Organempfänger. Die Lebenserwartung der operablen Kranken bei medikamentöser und maschineller Therapie wird verschwiegen. Ebenfalls verschwiegen wird, dass z.B. nach einer Herztransplantation jeder vierte Patient innerhalb der ersten drei Jahre stirbt (ca. 25%, vgl. Database UniversitätsSpital Zürich 2014). Betreuungsaufwand, Nachbehandlung, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden der Operierten werden selten dargelegt. Nur wenn eine Operation besonders gute Resultate zeitigt, wird der Patient zum Vorzeigefall. So begegnet man z.B. der Patientin Renata Isenschmid nicht nur in srf-Sendungen, sondern auch in der NZZ, in den News von press24.net, auf facebook, im Beobachter und natürlich auch im Magazin von Swisstransplant. Im Beobachter sagt die 57-jährige Patientin sieben Jahre nach ihrer Herzimplantation: «Ich habe es gut. Eigentlich kann ich machen, was ich will. In meinen superguten Phasen könnte ich Bäume ausreissen, so viel Power habe ich. Dann gibt es Zeiten, da habe ich null Energie – und weiss nicht, warum. Mein Partner, Familie und Freunde waren mir immer eine riesige Stütze, auch heute bin ich auf sie angewiesen. Es muss sehr traurig sein, allein dazustehen [...] Wer glaubt, nach der Operation sei alles gut, irrt – leider. Es ist nie zu Ende. Ständig Medikamente, einmal im Monat zur Hausärztin, alle sechs Monate nach Bern zur Nachkontrolle. Die Angst, dass die Werte einmal schlecht sind oder sie etwas Negatives entdecken, sitzt mir immer ein wenig im Nacken [...] Dass ein transplantiertes Herz nur 10, 15 Jahre hält, sagte man mir zwar schon im Spital, aber ich vergass es wieder.» Eine Mitteilung von Renata Isenschmid ist besonders bedenkenswert: Sie war präoperativ an einer künstlichen Blutpumpe angeschlossen. Tatsächlich gibt es auch schon Pumpen, die man implantieren kann. Es scheint mir einleuchtend, dass Organmangel stärker als Organüberfluss die entsprechenden Unternehmen motiviert, Pumpen zu entwickeln, die ebenso gut funktionieren wie die Herzen von Organspendern.