In memoriam Anton Marty (1928-2019)

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Édition
2019/42
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.18295
Bull Med Suisses. 2019;100(42):1386

Publié le 15.10.2019

Am 5. Juli 2019 verstarb Anton Marty, ein hervorragender Chirurg, Lehrer und Mensch. Er hat mehrere Generationen von Ärzten ausgebildet.
Anton Marty

Werdegang

Anton Marty, geboren am 23. Februar 1928 in Bern, wuchs zusammen mit seiner älteren Schwester in Chur auf, wo er 1948 die Matura Typ A ablegte. Während dreier Semester studierte er Jura an der Uni­versität Bern und wechselte dann an die Universität Zürich, wo er mit dem Medizinstudium begann. Er besuchte dort die Magistralvorlesungen der damaligen Koryphäen der medizinischen Fakultät Zürich, der Professoren Brunner, Löffler, Fanconi, Bleuler und Uehlinger, die ihm Engramme für das gesamte weitere Berufsleben gesetzt haben. 1956 legte Anton Marty das Staatsexamen ab, und es folgte eine chirurgische Assistentenstelle im Kreisspital Wetzikon. Nach seiner Heirat und einem zweijährigen Aufenthalt als Werkarzt bei der Firma Shell in Indonesien begann er 1962 die chirurgische Ausbildung am Universitätsspital Zürich bei Prof. Buff und Prof. Senning. Bereits nach kurzer Zeit wurde er aufgrund seiner Intelligenz und seines chirurgischen Geschicks zum Oberarzt befördert. 1970 übersiedelte Anton Marty mit seiner Frau und den drei Kindern nach Winterthur, wo er von 1972–1993 als Chefarzt amtete.

Hervorragender Chirurg, Lehrer und Mensch

Anton Marty hat Generationen von Ärzten geprägt. Er lehrte bereits junge Assistenten, Verantwortung zu übernehmen, wenn ihnen ein Fehler unterlief. Ärzte mit chirurgischem Talent erkannte er sofort und förderte diese entsprechend. Als Preis dafür mussten diese zukünftigen Chirurgen jedoch hart arbeiten. Es gab kein Pardon, weil es auch für Anton Marty kein Pardon gab. Er war 24/7 erreichbar, kam zu jeder Tages-und Nachtzeit in die Klinik und operierte brillant die schwierigsten Fälle, oft mit dezenter klassischer Hintergrundmusik.
Anton Marty war immer offen für Neuerungen, insbesondere was die Traumatologie und die Gefässchirurgie betraf. So führte er in einer der ersten Kliniken schweizweit die Kniearthroskopie ein. Er erkannte auch früh, dass sich die Chirurgie in Subspezialitäten aufteilen muss, um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen: Traumatologie, laparoskopische Chirurgie, Plastische- und Handchirurgie, Gefässchirurgie etc. Entsprechend war er auch Gründungsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Gefässchirurgie.
Als Mensch war Anton Marty äusserst bescheiden, tole­rant, verständnisvoll und sehr grosszügig. Immer wieder hat er zu Klinikfesten eingeladen, welche noch immer in bester Erinnerung sind.
Nach seiner Pensionierung unternahm Anton Marty mit seiner Frau diverse Reisen zu den Kulturstätten ­Europas. Nach dem Hinschied seiner Frau 2009 zog er sich immer mehr zurück; er war jedoch nach wie vor ­lebhaft am Weltgeschehen interessiert.
Obschon Anton Marty in den letzten Jahren an schweren Krankheiten litt, die er typischerweise niemals erwähnte, war er bis kurz vor seinem Tod immer noch der «Alte»: scharfsinnig, neugierig, bescheiden und witzig.
Tonio wird mir als prägende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.
Prof. Dr. med. Erwin P. Bauer, Uerikon
Prof. Dr. med. Erwin P. Bauer
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CH-8713 Uerikon
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