Notruf der Allianz Gesundheitsberufe fürs Klima Schweiz

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/38
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.18220
Bull Med Suisses. 2019;100(38):1261-1264

Publié le 18.09.2019

Notruf der Allianz Gesundheitsberufe fürs Klima Schweiz

Angeregt durch die streikende Klimajugend, haben wir als vernetzte Einzelpersonen aus dem Gesundheitswesen im Juli 2019 die «Allianz Gesundheitsberufe fürs Klima Schweiz» gegründet.
Als Ärzte/-innen, Pflegefachleute, Therapeu­ten/-innen, Studierende und Auszubildende der Gesundheitsberufe sowie als weitere Berufstätige im Gesundheitssektor stehen wir im Kontext des Klimawandels in einer besonderen Verantwortung. Vergleichbar einem medizinischen Notfall auf dem Boden eines langjährigen pathologischen Prozesses tritt uns die lebensbedrohliche Dimension der Klimakrise plötzlich in voller Wucht entgegen. Die Klimakatastrophe birgt die grösste existentielle Bedrohung der Menschheit im 21. Jahrhundert. Wir anerkennen ein intaktes Klima und funktionierende Ökosysteme als lebensnotwendige Voraussetzungen für die menschliche Gesundheit und unser Wohlergehen. Wie gegenüber individuellen, schwerkranken Menschen sehen wir es als unsere ethische Pflicht
an, uns für den Klimaschutz im ­persönlichen, beruflichen, gesellschaft­lichen und politischen Bereich tatkräftig einzu­setzen.
Wir bitten deshalb darum, unseren Notruf zum Handeln https://klima-gesundheit.ch/notruf/ zu unterzeichnen. Wir appellieren dar­in an die Regierungen von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie an die Führungskräfte in allen Bereichen, die Klimakrise als akute Bedrohung für die menschliche Gesundheit anzuerkennen und entsprechende Mass­nahmen zu treffen. Es ist uns bewusst, dass wir mit hochkomplexen Fragen und kontroversen Antworten konfrontiert sein werden. Wir nehmen dabei die Sorge der globalen Klimastreikbewegung ernst. Wir solidarisieren uns mit ihren drei Forderungen, die Ursachen des Klimanotstands unverzüglich zu beheben, die Treibhausgase bis 2030 auf netto null zu reduzieren und diejenigen Menschen zu unterstützen, die durch die ­Klimafolgen besonders bedroht sind.
Wir stellen uns auf den Standpunkt, dass ­unser Engagement für erdverträgliches Handeln und Klimaschutz mit wissenschaftlicher Sorgfalt und absoluter Gewaltlosigkeit erfolgen soll. Wir treten für eine Versorgung mit erneuerbaren Energien ein, die die Nutzung von Kohle, Öl, Gas und Atomenergie verlässt und saubere, sichere Energie, Energieeffizienz und den Übergang zu CO2-freien Transportsystemen anstrebt. Wir anerkennen die Klimarelevanz der Ernährung – von nachhaltiger, regionaler Nahrungsmittelproduktion bis hin zu individueller gesunder Verpflegung. Eine Kreislaufwirtschaft ohne giftige Abfälle muss selbstverständlich werden. Birgt diese Vielfalt der erwähnten Themen nicht auch grosse Chancen?
Die Teilnahme an der «Nationalen Klimademo des Wandels» am 28.9.2019 in Bern ­eröffnet Ärzten/-innen, Studierenden und weiteren Berufstätigen im Gesundheitswesen die Möglichkeit, sich erstmals öffentlich sichtbar gemeinsam für den Klimaschutz einzu­setzen – wir rufen dazu auf, dabei in Berufskleidung zu erscheinen. Treffpunkt: 13 Uhr, Heiliggeistkirche/Baldachin (beim Hauptbahnhof Bern).