Freiwilligenarbeit ist nicht wertlos

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/25
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.17980
Bull Med Suisses. 2019;100(25):841

Publié le 18.06.2019

Freiwilligenarbeit ist nicht wertlos

Sehr geehrter Herr Kollege Bader
Ihr Spruch als Titel heisst, wie er richtig von Milton Friedman gebraucht wurde: There ain’t no such thing as a free lunch. Milton Friedman war ein Begründer des freien Marktes und des Kapitalismus, wie wir ihn heute von der unguten Seite kennen.
Ihre Haltung, dass nur ein Geldfluss eine ­Tätigkeit als wertvoll kennzeichnet, ist vor ­allem in ihrer Tätigkeit als Mediziner er­schreckend. Ein Arzt war und ist nicht ein­dimensional auf Geld ausgerichtet. Gesellschaftliche Werte des Helfens, der Übernahme von Verantwortung und Weitergabe von Wissen an jene, die nicht das Glück einer guten Ausbildung hatten, ist ein wichtiger Teil der ärztlichen Tätigkeit, dies auch ohne TP zu notieren. Dies trifft vor allem auf pensionierte Ärztinnen und Ärzte zu, die ihre Zeit dem widmen, was ihnen offenbar entgeht: zuhören, verstehen, Mut machen, den Umgang mit Krankheit unterstützen, damit es durch ­Wissen ertragbarer wird. Aufgaben, die vor der ­Industrialisierung des Gesundheitswesens wichtig waren, wichtiger als die optimierte Anwendung von Tarifen. Kostenlose menschliche Haltungen und Handlungen ­machen die Akademie Menschenmedizin aus. Freiwilligenarbeit ist nicht wertlos. Unsere Gemeinschaft funktioniert besser dank dieser Haltung.
Ich wünsche Ihnen mehr Freizeit, um die Literatur, sei es Medizin oder Wirtschaftstheorie und auch Belletristik zu geniessen und auch solches «Futter» an Ihre Kinder weiterzugeben.