Wir sind selber schuld

Briefe / Mitteilungen
Édition
2019/20
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.17897
Bull Med Suisses. 2019;100(20):690

Publié le 15.05.2019

Wir sind selber schuld

Den Leserbrief von Dr. R. Mayer mit der ­Anekdote über den Preisüberwacher Stefan Meierhans (welcher über die Kosten der «Glaucom»-Operation referiert, aber «Kata­rakt»-Operation meint) habe ich schmunzelnd gelesen, nur: Wir Ärzte sind selber an diesen Umständen schuld. Grosse Teile der Bevölkerung sind durch die Prämien der Krankenkassen erheblich belastet, aber wenn unser Präsident dies verniedlicht [1] und es der Mehrheit der Ärzte ohnehin hundewurst ist, so nimmt sich eben die Politik des Pro­blems an und lässt inkompetente «Experten» darüber entscheiden, welche Operationen ambulant und welche stationär ausgeführt werden sollen, wie unsere Leistungen zu honorieren sind und ob ein Globalbudget ein­zuführen sei usw.
Es ist allen bewusst, dass es entbehrliche Untersuchungen und Behandlungen gibt, aber wir lassen uns vorhalten, sie umfassten 20% bzw. verursachten Kosten von 7 Milliarden, und alles, was wir zustande bringen, sind ­zaghafte Aufrufe zu Choosing wisely. Die Fachgesellschaften investieren Tausende von Arbeitsstunden [2] in das Feilschen um TARMED und TARDOC, jedoch keine einzige Stunde in ein Überprüfen von diagnostischen und therapeutischen Indikationen, was auf freiwilliger Basis möglich und wirksam wäre. Je länger sich die Ärzte aus der Sorge um die ­Gesundheitskosten abmelden, desto mehr werden Pseudoexperten zum Schaden des ­Gesundheitswesens wursteln.