Geniale Tüftler und viel Chemie sichern die Ernährung und den täglichen Komfort. Alfred Döblin, bekannt durch Berlin Alexanderplatz, schrieb auch einen Zukunftsroman, Berge Meere und Giganten, der 1924 erschien. Er gehört zu den ganz wenigen Autoren, die über eine künstliche Lebensmittelsynthese nachdachten. «Sie hatten sich längst an die künstlichen, sehr raffiniert aufgemachten Stoffe gewöhnt, die in jedem Überfluss zu jeder Zeit vorhanden waren […] Es wäre den Menschen, die schon in dritter und vierter Generation künstliche Nahrung zu sich nahmen, schwer geworden, zur natürlichen Kost zurückzukehren […] Es trat ein beispielloser allgemeiner Umschwung ein. Es erfolgte eine Veränderung aller Lebensverhältnisse, zugleich die Nötigung zu strengen, ja strengsten Herrschaftsformen zurückzukehren.» Was Döblin in das 26. Jahrhundert verlegt, scheint heute in greifbarer Reichweite. Das beginnt schon damit, dass viele Vegetarier und Veganer auf den Geschmack von Fleisch oder Milch und Eiern nicht verzichten wollen. Der Beyond Meat Burger ist angekommen. Ein Produkt aus Erbseneiweiss, Bambuszellulose, Kartoffelstärke, Gummi arabicum, Rapsöl, Ascorbinsäure und Randensaft – Emulgatoren, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren und die ganze E-Liste inbegriffen. Man wolle die Welt zu einem besseren Ort machen, steht auf der Website von Beyond Meat, dem Unternehmen, das jüngst an die Börse ging. Wurst ohne Fleisch ist ein Massengeschäft. Dank Enzymtechnik florieren Imitate aus Tofu, Quorn, Tempeh, Seitan oder Lupinenbohnen. Seitan, gewonnen aus Weizeneiweissfasern, sorgt für die gewohnte Fleischkonsistenz. Das Geheimnis der richtigen Rezeptur besteht im Würzen und in der Mischung zahlreicher Zusatzstoffe, die bei der Produktion von Ersatzmilch und -käse hochtechnisierte Herstellungsketten durchlaufen.