Tabu-Thema Uranmunition

Horizonte
Édition
2019/16
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2019.17759
Bull Med Suisses. 2019;100(16):598

Affiliations
Dr. med.

Publié le 16.04.2019

Frieder Wagner
Todesstaub – Made in USA
Uranmunition verseucht die Welt
Wien: Promedia Verlag; 2019.
232 Seiten.
ISBN 978-3-85371-452-2
Das Buch ist gerade neu erschienen, es ist kein leichtes Thema, sondern schwere Kost. Es geht um schwerste Verbrechen gegen die Menschheit und gegen die Natur, und zwar in so einem Ausmass, dass wir uns alle damit beschäftigen sollten. Der Dokumentarfilmer und Autor Frieder Wagner befasst sich seit längerem mit dem Thema Uranwaffen. Sein Anliegen, so schreibt er, ist die Vertuschungsstrategie der Militärs, der Industrie, der Regierungen, aber auch der Medien zu durch­kreuzen und zu helfen, die Wahrheit zu verbreiten, dass Uran­waffen Massenvernichtungswaffen sind und dar­um weltweit geächtet und verboten werden sollten. Wagner erfuhr 2002 zum ersten Mal etwas über Uranwaffen und deren Wirkung, als er den Arzt und Wissenschaftler Dr. Siegwart-Horst Günther kennenlernte. Dieser war der Erste, der nach dem Golfkrieg 1991 auf die furchtbaren Folgen der sogenannten Uranmunition aufmerksam gemacht hat. Unter dem Einsatz seines Lebens erbrachte er den Nachweis, dass die Verwendung von Uranwaffen durch die USA und ihre Verbündeten todbringende Erkrankungen bei Bevölkerung und Soldaten sowie schwerste Missbildungen bei Neugeborenen verursacht (Morbus Günther).
Das Isotop U 238 ist abgereichertes Uran, kurz auch DU (Depleted Uranium) genannt, dessen Dichte ca. 70% grösser ist als die von Blei. Es ist wie Blei auch ein Schwermetall und damit hochgiftig. Zudem ein sogenannter Alphastrahler mit einer radioaktiv strahlenden Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren! «Abgereichertes Uran besitzt für militärische Zwecke zwei ganz wichtige Eigenschaften: Formt man das Metall zu einem spitzen Stab und beschleunigt ihn entsprechend, durchdringt er aufgrund seines enormen Gewichtes mühelos Stahl und Stahlbeton. Dabei entsteht an diesem Uranstab ein Abrieb, der sich bei der enormen Reibungshitze mit Temperaturen zwischen 1000 und 5000 Grad Celsius selbst entzündet.» Nach der Explosion fliegen Millionen von winzigen Uranteilchen durch die Luft und können jeden gesundheitlich schwer schädigen oder sogar töten, der diesen Feinstaub einatmet. Diese Uranoxid-Partikel sind lungengängig, weil sie 100-mal kleiner sind als ein rotes Blutkörperchen, und sie verseuchen überall dort, wo diese Waffen bisher eingesetzt wurden, den Boden, die Luft und das Wasser. Eingeatmet können die Uranoxid-Teilchen in Nanogrösse Krebs und Leukämien auslösen. Mit dem Blut wandern die Partikel auch ins Gehirn, zu den weiblichen Eizellen und zu den männlichen Samen. So kommt es bei den Betroffenen zu Brüchen der Chromosomen und damit zu Veränderungen des genetischen Codes. Nachkommen können über Generationen unter Fehlbildungen leiden.
2003 hat Wagner zusammen mit Professor Dr. Günther das Kinderkrankenhaus in Bagdad und in Basra besucht. Was er dort sah, schildert er eindrücklich in ­seinem Buch. Er sei zum ersten Mal mit der Realität der Folgen von Geschossen aus abgereichertem Uran konfrontiert gewesen. Er sah Babys mit schwersten, schrecklichen Missbildungen, die nicht lebensfähig waren. Die Väter dieser Babys hatten an den Kriegen als Soldaten teilgenommen und waren kontaminiert worden.
Das Buch von Frieder Wagner beinhaltet eine reich­haltige Beweis- und Faktensammlung, die jedem die Augen öffnet. Es leistet einen enorm wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die Gefahren der radioaktiven Munition. Das Schweigen über das «Tabuthema Uranmunition» muss endlich ein Ende haben. Das Thema geht uns alle an, denn es geht um die Zukunft unserer Kinder und unserer Erde. Das Buch rüttelt auf und macht betroffen, es muss eine weite Verbreitung finden. Es ist eine Grundlage, um von den Regierungen der Welt ein Verbot des Einsatzes von Uranwaffen zu fordern. Wagner: «Denn keine Macht dieser Welt hat das Recht, auf ihren selbstherrlich gewählten Kriegsschauplätzen ganze Regionen unbewohnbar zu machen und die Menschen noch lange nach Beendigung der Kriegshandlungen zu vergiften und zu töten. Denn so vernichten wir den Lebensraum unserer Kinder und Kindeskinder und die werden uns dafür zu Recht eines Tages verfluchen.»
Dr. med. Gabriella Hunziker
gabriella.hunziker[at]bluemail.ch