Das Wichtigste sind die Geschichten der Reiseunternehmer, deren Produkte das Wahre und Authentische vermarkten. Ein in allen Prospekten vielgebrauchter Lockbegriff. Die heutige Wortverwendung stammt aus dem Mittelalter.
Authentica beglaubigen die Herkunft der Reliquie eines toten Heiligen. Es muss nicht immer das Original sein, denn das ursprüngliche Wunder wirkt auch in den Kopien nach. Das Vergangene ist eine Verlustgeschichte, unwiederbringlich vorbei. Ruinen und Tote werden für die Gegenwart aufbereitet. Die touristische Illusionsmaschinerie lässt sie wiederauferstehen, als Bourbaki Panorama, als mythische Rütliwiese, als Son et Lumière oder als Ritter-Hüpfburg für die Kleinen. Schloss Neuschwanstein oder der Torre Belvedere in Maloja sind Wahrzeichen einer romantischen Nostalgie, die nicht zufällig im 19. Jahrhundert mit dem Tourismus aufblühte. Heidi und Schellen-Ursli sind Wegbereiter der aktuellen Erlebniswelten. Der Heimatschutz, 1905 gegründet, sorgt für die Kulissen. Seit Jahrzehnten vergibt er jährlich den Wakkerpreis für beispielhaften Ortsschutz. Mit einer roten Liste bedrohter Baukultur oder Ferien im Baudenkmal versucht er, das Alte zu bewahren. Historisch oder vergangen ist nicht dasselbe. Die Schweiz ist ein Museumsland. Gemäss
www.museums.ch gab es 2015 rund 1164 Institutionen, die in irgendeiner Form vergangene Objekte konservieren. Das Bedürfnis nach Verwurzelung und Kontinuität ist ein mächtiger Impuls für die organisierten Zeitreisen durch Simulation und Nachahmung.