Courrier / Communications
Cavete Collegae: Rückforderung von Leistungen aus delegierter Psychotherapie
Cavete Collegae: Rückforderung von Leistungen aus delegierter Psychotherapie
In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Hausärzte und Psychiater von der Krankenkasse KPT Post mit Rückforderungsankündigungen bekommen. Die KPT fordert in ihrem Schreiben bereits bezahlte Leistungen aus den letzten 5 Jahren delegierter Psychotherapie zurück.
Die KPT macht geltend, die gesetzlichen Bestimmungen zur Aufsichtspflicht der Ärzte über die delegiert arbeitenden Psychologen seien nicht eingehalten worden. Hierbei besteht rechtlich ein gewisser Interpretationsspielraum, da die genauen Bedingungen der ärztlichen Aufsichtspflicht, die in jedem Einzelfall eingehalten werden müssen, im Gesetz nicht ausformuliert sind. Die KPT begründet ihr Vorgehen u.a. mit fehlenden Abrechnungsdaten persönlicher Gespräche zwischen Arzt und Patient (TARMED-Positionen 02.0010 und 02.0020). Die jetzt absehbaren juristischen Auseinandersetzungen haben nicht nur Folgen für die betroffenen Kollegen und Kolleginnen. Die KPT macht damit auch klar, dass sie nicht mehr gewillt ist, die über 20- jährige Handhabung der delegierten Psychotherapie mitzutragen, und scheint eine Führungsrolle bei entsprechenden Änderungen zu übernehmen.
Durch die nun entstandene Rechtsunsicherheit wird die Bereitschaft von Ärzten und Psychologen, delegiert zu arbeiten, sinken. Die ohnehin prekäre Situation in der Grundversorgung psychisch kranker Menschen verschlechtert sich damit zusätzlich.
Es bleibt, eine rechtliche Klärung abzuwarten, was längere Zeit dauern kann. Bis dahin kommt man als Delegierender nicht umhin, die delegiert behandelten Patienten aus Sicherheitsüberlegungen vermehrt auch dann persönlich zu sehen, wenn die Aufsichtspflicht mittels anderer bewährter Massnahmen zwischen Psychiater und Psychologe erfüllt werden könnte. Es bleiben steigende Kosten und Verunsicherung.
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