Aber im Ernst, ist es wirklich das Ziel, den Hausarzt als Grundlage des schweizerischen Gesundheitssystems abzuschaffen? Möglicherweise ist es nicht das Ziel, aber die verschiedenen Regelungen werden dazu über kurz oder lang führen. Dies scheint der Beitrag von Frau Hug zu suggerieren. Nun denn, falls dies wirklich die Richtung sein sollte, die angesteuert werden soll, dann kann die Schweiz bei uns Anschauungsunterricht nehmen. Am besten wir konkretisieren an einem echten Beispiel aus der Zürcher Unterländer Praxis: Es kommt Herr F. in die Praxis, 48 Jahre alt. Er war schon vor einer Woche beim Kollegen wegen Unwohlsein und Palpitationen, heute ist Nachkontrolle. Sein Zustand hat sich deutlich verschlechtert, neu sind Husten und Fieber dazugekommen. Seine Ehefrau ist mitgekommen und ist sehr besorgt. Ich untersuche klinisch – bronchitische Atemgeräusche und vereinzelt Rasselgeräusche rechts. Die Praxis hat ein Röntgen, die Praxis hat ein Labor. Kein Problem, innerhalb 20 Minuten haben wir die Diagnose bestätigt, Pneumonie des Mittellappens rechts, bakteriell. Der Kollege hat auch das Recht zur Selbstdispensation von Medikamenten. Der Patient geht nach ca. 45 Minuten nach Hause, um sich ins Bett zu legen und die Therapie zu beginnen. Mit gesicherter Diagnose, mit den notwendigen Antibiotika, Expektorantia etc. etc. Wie wird die Zukunft ohne funktionierendes Hausarztsystem aussehen? Ganz einfach, so wie bei uns in Tschechien. Also folgendermassen: Der Patient kommt zum Arzt und setzt sich in den vollen Wartesaal. Nach 1–2 Stunden kommt er an die Reihe, die Ärztin hat Verdacht auf Pneumonie. Eine Blutprobe wird abgenommen und ins zentrale Labor geschickt, die Resultate werden morgen zurück sein. Sie stellt dem Patienten ein Rezept aus und eine Verordnung für das radiologische Institut. Der Patient geht zur Apotheke und holt sich die Medikamente. Dann geht er zur Radiologie, setzt sich wieder in einen Wartesaal und, wenn er Glück hat, dann wird er nach 1–2 Stunden sein Röntgenbild haben. Am Abend erst kommt er nach Hause und legt sich ins Bett, um wieder gesund zu werden.