„Suche nach einem Menschenbild“

Briefe / Mitteilungen
Édition
2018/25
DOI:
https://doi.org/10.4414/bms.2018.06863
Bull Med Suisses. 2018;99(25):827

Publié le 20.06.2018

«Suche nach einem Menschenbild»

«Wir» stammen vom Affen ab, dass es vom Schimpansen ist, erscheint fragwürdig, eher von einem gemeinsamen Uraffen. Dann waren wir Höhlenbewohner im «Wildkirchli», auch Pfahlbauer am Zürichsee. Und dann einmal waren wir keltische Helveter und wollten in den wärmeren Süden auswandern, aber da war schon Julius Caesar mit seiner Truppe, er schickte uns heim und besetzte Aventicum und Augusta Rauracorum.
Inzwischen kam Christus zur Welt, aber Rom blieb römisch. Der Handel war jedoch schon damals Welthandel und Nachrichten verbreiteten sich mit ihm. In St-Maurice wurde eine christliche Glaubensgemeinschaft von römischen Truppen bis auf den letzten Mann und die letzte Frau ausgelöscht.
Im Moskauer Antikenmuseum besuchte ich zuerst die griechische Abteilung. Gipsabdrücke von kämpfenden Kriegern, von rasenden Pferdewagen: Dynamik, Bewegung, Leben ...!
Und dann die römische Abteilung: Köpfe «moderner» Männer und natürlich auch schöne weibliche Statuen. Die Männerköpfe beschäftigten mich mehr als ein Jahrzehnt lang.
Zwar hatte Rom im 4. Jahrhundert die Ausübung des christlichen Glaubens im Rahmen eines römischen Staatsgesetzes «erlaubt», doch der rechtliche Panzer hat nur das Glaubensbekenntnis, aber keine charitative Praxis zugelassen.
Seine starke Landarmee hat Karl dem Grossen ermöglicht, die katholische Kirche aus diesem Panzer zu befreien, nun erst entstanden Klöster mit charitativen und schulischen Aufgaben, betend wurden gotische Dome und Münster gebaut.
Dann die Neuzeit, Kolonialismus, Dreissigjähriger Krieg, anschliessend das 18. Jahrhundert mit den unsterblichen Musikern und Dichtern, das 19. Jahrhundert der Malerei. Doch ­Picasso und Toulouse Lautrec haben den erneuten Déclin gespürt und in ihren Bildern wiedergegeben.
Das Menschenbild wechselt dauernd, erweitert sich und schrumpft wieder; Gott hat die Unsicherheit und die Vielfältigkeit erschaffen, aber damit die Ewigkeit möglich gemacht. Die grossen Verkünder sind es, die Menschenbilder entworfen haben, Jesus Christus, Mohammed, Lao Dse und Andere mehr! Was wollen wir denn noch suchen, die wir nicht einmal im Stande sind, unsere Lebensgrundlage, unsere Erde und die Ozeane zu bewahren, die wir von der Inflation leben und Teil der Inflation sind.