Interessant an Ray Bradburys Kurzgeschichte ist, dass eine Volksmehrheit schrittweise die Abschaffung der Bücher einforderte. Das erinnert an die endlosen Bildungsdiskussionen unserer Tage, wo unter anderem der Spiegel in einer Titelgeschichte, «Wie Bildung endlich gelingt», betonte, dass Digitalisierung, Chancengleichheit, Inklusion, Ganztagesschule und gutes Essen wichtig seien. Angehende Lehrer müssten von dem Fach, das sie unterrichten, nicht unbedingt viel verstehen, Hauptsache, sie seien sozial kompetent. Nichtleser seien nicht demokratiefähig, tönt es von einer anderen Seite. Bücher vermitteln Fantasie, Konzentration, Kritikfähigkeit, Wissen und Empathie. Man könnte das ergänzen und sagen, dass Bücher auch Lebensabschnitte und Interessen verkörpern. Unterstrichene Textstellen, geknickte Ecken, ein Exlibris, das Datum eines Kaufortes, private Widmungen, Randnotizen, eingeschobene Zeitungsabschnitte, ein geschenktes Lesezeichen oder geflickte Einbände tragen bei zu einer papiergewordenen Biographie. Am Lebensende stehen sie dann aufgereiht auf Regalen, vielstimmige Erinnerungen, gewachsen wie die Jahresringe eines Leserbaums. Dann finden sie ihre Erben oder sie landen in der Mulde. Habent fata sua libelli, Bücher haben ihre Schicksale, befand schon der römische Lateiner.